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Über einen Exit in der Corona-Krise und warum die frühzeitige Professionalisierung im Startup-Sektor essentiell ist

Dennis Schmoltzi, Founder & CEO von Emma, und HTGF-Partnerin Tanja Emmerling über die Bedeutung eines guten Netzwerks im Startup-Ökosystem und wie es ist, inmitten einer weltweiten Wirtschaftskrise einen erfolgreichen Exit über die Bühne zu bringen.


Tanja, Dennis – die Geschichte, um die es jetzt gehen soll, ist ja durch und durch eine Erfolgsstory, oder?

Tanja: Absolut. Dabei lag das am Anfang auf den ersten Blick gar nicht so nah. Ein High-Tech-Investor investiert in ein Matratzen-Startup? Und jetzt legen wir gemeinsam einen Verkauf während einer der größten Wirtschaftskrisen hin. 

Wie habt ihr damals überhaupt zusammengefunden? 

Dennis: Wir hatten bei der Kapitalsuche festgestellt, dass es schwierig ist einen Investor zu finden, der unser Mindset teilt. Denn den meisten Geldgebern geht es darum, in kürzester Zeit ein Unicorn aufzubauen, alles andere wird dabei vernachlässigt. Wir aber wollten nicht einfach unprofitabel Reichweite kaufen und hoffen, dass unser Geschäft irgendwann einmal verlustreich durch die Decke geht. Wir haben von Anfang an die Weichen auf profitables Wachstum gestellt und das entsprach  zum Glück auch der Einstellung des HTGF. Hinzu kommt: Der HTGF hat unseren Ansatz und den Kern des Unternehmens verstanden, sich eng mit uns als Gründern ausgetauscht und das breite Netzwerk zu anderen Investoren geöffnet, all das hat uns überzeugt. 

Tanja: Das Intro zu Dennis kam über den CEO eines unserer erfolgreichen Portfolio-Unternehmen, Mister Spex. Hier zeigte sich mal wieder, wie wertvoll gute Netzwerke sind. Gute Gründer kennen meist andere erfolgreiche Gründer und können auch fachlich eine wertvolle Referenz sein. Obwohl ein Matratzen-Startup auf den ersten Blick nicht wirklich in unser Portfolio zu passen schien, lohnte sich der Blick hinter die Plattform auf Technologie und Marktangang und natürlich ein Kennenlernen der Gründer – was wieder beweist, dass unser Netzwerk sich gegenseitig befruchtet. 

Was hat dich denn am Ende überzeugt an Emma, Tanja? 

Tanja: Das Gründerteam– sowieso der wichtigste Faktor bei einem potentiellen Investment. Das Set-up in Fachkompetenz und Execution war einfach einzigartig und der Vibe hat gestimmt. Die beiden haben voll und ganz an das Geschäft geglaubt und haben alles in die eigenen Anteile investiert. Dabei sind sie trotzdem flexibel geblieben, haben ihr Modell konsequent weiterentwickelt und waren auch bereit einen Pivot hinzulegen, wenn der eingeschlagene Weg einmal nicht funktioniert hat,  von der digitalen Beratung und dem Vertrieb fremder Anbieter hin zu dem Aufbau einer eigenen Marke und eigenen Produkten. Es ging von Anfang an nicht um „viel Kapital schafft viel Reichweite“, sondern um kompromisslos profitables und effizientes Wachstum. Das hat sich am Ende ausgezahlt.

Dennis: Wir hatten damals bereits 2 Jahre nur mit unserem eigenen Geld gewirtschaftet und es ging uns darum, ein sauberes Geschäftsmodell auf die Beine zu stellen, das in sich funktioniert. Dabei hat uns der HTGF geholfen. 

Wie denn? 

Dennis: Durch Professionalisierung. Ich weiß noch wie Tanja damals meinte, wir müssten attestierte Abschlüsse einführen, sonst würde uns das bei einem späteren Exit auf die Füße fallen. Und wir dachten damals, wir sind doch so klein, wir brauchen das nicht. Dann haben wir aber 2015 doch damit angefangen und siehe da – bei dem Abschluss jetzt mit Haniel war das essentiell. 

Tanja: Haniel kennt das Startup-Ökosystem gut, das Unternehmen ist ja auch beim HTGF als Fonds-Investor aktiv, darum freue ich mich sehr über die Netzwerkeffekte hier. Die Gefahr ist oft, dass es zu einem ziemlichen culture clash kommt, wenn Konzerne und Startup-Welt aufeinandertreffen. Das kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit auch behindern, wenn auf Konzernseite zum Beispiel das Gefühl vorherrscht, da müsse man jetzt erstmal aufräumen und konzernkonforme Standards einführen. Darum ist die Professionalisierung, die Dennis eben angesprochen hat, so wichtig. Gerade bei einem Startup, das in nur 7 Jahren so rasant gewachsen ist wie Emma mit 22 aktiven Märkten und 350 Mitarbeitern –  das klappt nur, wenn Gründern und Investoren bewusst ist, wie man eine Organisation ab der Stunde null wachstumsfähig aufstellt.

Dennis: Absolut. Sonst ist bei einem solchen Deal, wie wir ihn jetzt mit Haniel hatten, auch keine Augenhöhe möglich. Und diese ist uns wiederum extrem wichtig, damit wir auch weiterhin mit Investoren einen partnerschaftlichen Umgang haben. 

Nachdem ihr nun so lange so eng verbunden gewesen seid und sich eure Wege jetzt trennen: Werdet ihr euch weiterhin regelmäßig austauschen?

Dennis: Ja, da bin ich ziemlich sicher. Das Ökosystem, in dem wir uns bewegen, basiert auf einem ständigen Geben und Nehmen und viel Kommunikation. Und das bleibt wichtig, egal ob man wirtschaftlich miteinander verbunden ist, oder nicht.

Tanja: Mein großes Ziel ist es, dass unsere ehemaligen Gründer als unsere Fondsinvestoren irgendwann zu uns zurückkommen! Also, Dennis, ich werde sicher mit einem Pitchdeck mal vorbeikommen.

Vielen Dank für eure Zeit, Dennis und Tanja!

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