Quo vadis e-Fuels? Über die Zukunft alternativer Kraftstoffe
Welche Rolle spielen e-Fuels für die Antriebe von morgen? Eine Frage, die in Politik und Gesellschaft zunehmend diskutiert wird. Und das zum Teil sehr emotional. Schließlich verbinden viele den Einsatz dieser alternativen Antriebe mit einer Glaubensfrage: Können wir uns jemals vom Prinzip des Verbrennungsmotors verabschieden?
Die Diskussion Anfang des Jahres war wichtig: Sie hat das wichtige Thema e-Fuels und die Antriebe der Zukunft in die Mitte der Gesellschaft getragen. Das sagt zumindest Jens Baumgärtner. Er ist Principal beim High-Tech Gründerfonds (HTGF). In seinem Portfolio befinden sich mehrere Start-ups, die sich auf die Umsetzung und Verbreitung alternativer Kraftstoffe spezialisiert haben. Dazu gehört auch INERATEC. Das junge Unternehmen aus Karlsruhe gilt als Pionier im Bereich Power-to-Liquid-Anwendungen und liefert und testet nachhaltige Kraftstoffe und chemische Produkte. Anfang dieses Jahres konnte das Start-up dafür eine weitere Finanzierungsrunde erfolgreich abschließen. Neben dem HTGF sind Honda Motor Co. Ltd. und weitere Investoren beteiligt.
Oberstes Ziel: Klimaneutralität bis 2045
Das ultimative Ziel der Bemühungen um nachhaltige Kraftstoffe ist die Klimaneutralität Deutschlands bis zum Jahr 2045. Mit Zwischenzielen, die die Politik vorgibt, etwa die Reduktion der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent gegenüber 1990; das soll bereits bis 2030 erreicht werden.
„e-Fuels können dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Baumgärtner. Dabei müsse man technologieoffen sein und vor allem alle Bereiche der Mobilität aktiv mitdenken. Dabei hat der Experte gar nicht so sehr die Automobilindustrie im Blick. Die sei mit dem Elektroantrieb und dem möglichen Einsatz von Wasserstoff bereits gut aufgestellt. Kurze Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern können so erreicht werden.
Aber für Schiffe oder Flugzeugmotoren können e-Fuels eine hohe Relevanz haben: Hier können wir nicht auf eine komplette Umstellung auf E-Mobilität setzen. Die Gewichtsbelastung durch die Batterien ist zu groß. Zudem sind die Batterien zu teuer und nicht in der Lage, dauerhaft genügend Leistung zu erbringen. Hier könnte bereits die Beimischung von nachhaltigen Kraftstoffen und die sukzessive Erhöhung des Anteils zu einer deutlichen Reduktion der Emissionen führen.
Mehr Start-ups, mehr Innovationen, aber auch mehr Herausforderungen?
Die Entwicklung der vergangenen Jahre und die Erkenntnis, dass wir in Zukunft die Schwerlastmobilität klimaneutral gestalten müssen, habe der Start-up-Branche sehr geholfen, ist sich der Experte sicher. Insgesamt seien mehr Start-ups auf dem Markt. Beflügelt auch von einer Industrie, die erkannt hat, wie wichtig junge Unternehmen sind.
Doch noch gibt es Herausforderungen. Zum einen gibt es noch keinen Standard, sondern viele Lösungen, an denen geforscht wird. Zum anderen ist die technologische Umsetzung oft sehr teuer. Zwar gibt es viele Investoren, die in der Frühphase investieren. Doch gerade in späteren Runden fehlt es an Kapital. Vielen Start-ups drohe dann die Puste auszugehen, so Baumgärtner. Unterschätzt wird oftmals auch der Mangel an Know-how-Träger:innen. Erfahrene Mitarbeiter:innen sind oft eher bei großen, kapitalstarken Konzernen zu finden. Junge Unternehmen müssen stark um Mitarbeitende werben, sie unter Umständen aus dem Ausland gewinnen oder eigene Fachkräfte aufbauen. Das kostet Zeit.
Wir müssen schneller werden, da ist sich Baumgärtner sicher. Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, müssen wir jetzt handeln. Und gemeinsam mit Industrie und Forschung den Technologieeinsatz weiter intensivieren.
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