Start-up trifft Corporate: Über die erfolgreiche Zusammenarbeit von Userlane und B. Braun
Es war ein bisschen Zufall, dass sich Alexander Katzung und Hartmut Hahn getroffen haben. Aber eben organisierter Zufall. Das ist ja gerade die Idee hinter den Netzwerk-Aktivitäten des High-Tech Gründerfonds, wenn er Fondsinvestoren und Portfoliounternehmen zusammenbringt. Das Portfoliounternehmen heißt in diesem Fall Userlane, das Nutzer:innen mit Hilfe der eigenen Software leicht verständlich und Schritt für Schritt andere Software erklärt. 2016 hatte der HTGF investiert, 2018 folgte eine weitere Finanzierungsrunde als Series A. Und so kam es, dass Gründer und CEO Hartmut Hahn im Zuge einer HTGF-Veranstaltung auf Alexander Katzung traf, Vice President Acceleration & Innovation beim Medizintechnik-Unternehmen B. Braun.
Wir haben Alexander Katzung und Hartmut Hahn zum Interview getroffen: ein Gespräch über ihre Zusammenarbeit, welche Rolle Currywurst beim Kennenlernen spielte, und wie Userlane Teil des Accelerators von B. Braun wurde.
Alexander, wie bist du auf Userlane aufmerksam geworden? Hartmut und sein Team machen mit ihrem Start-up Userlane ja nicht gerade klassische Medizintechnik.
Alexander: Das ist richtig. Wir haben uns beim HTGF kennengelernt. Als Fondinvestor haben wir mit B. Braun einen festen Sitz und Stimmrecht im Investment-Komitee, das sich mit Life Sciences & Chemie beschäftigt. So wie es für uns als Medizintechnik-Unternehmen ja auch passt. Zusätzlich können wir als Gast auch an Sitzungen der anderen Investment-Komitees teilnehmen, die Bandbreite des HTGF ist ein großer Vorteil. Zum Beispiel im Bereich Digital Tech. Und dort traf ich 2018 auf Hartmut, der damals sehr überzeugt und überzeugend vor uns stand.
Worum ging es damals, Hartmut?
Hartmut: Unsere nächste Finanzierungsrunde stand bevor, unsere Series A. In dem Zuge haben wir natürlich auch beim HTGF präsentiert, der sich als Seed-Investor bereits an unserem Unternehmen beteiligt hatte. Wir waren in der Komitee-Sitzung recht selbstbewusst, da hat Alexander Recht. Wir hatten schon die Zusage von einem weiteren Investor. Mit Userlane helfen wir großen Unternehmen Workflows und digitale Prozesse einfacher zu machen. Unsere Technologie ist wie ein Navigationssystem für die unterschiedlichen Software-Lösungen, die Unternehmen nutzen. Alexander fand unsere Technologie wohl interessant, wir sind jedenfalls in einer Pause ins Gespräch gekommen und haben uns dann in den folgenden Monaten immer wieder getroffen. Auch mal bei einem Bier und einer Currywurst, zum Beispiel auf dem Family Day des HTGF.
Alexander: Du hast Recht, die Treffen zwischendurch waren sehr wichtig. Darum freue ich mich sehr, wenn Veranstaltungen wie der Family Day wieder analog stattfinden können. Ja, die digitalen Formate sind auch gut. Aber das Zwischenmenschliche, das Treffen am Tisch – all das ist doch entscheidend, um den Kontakt aufzubauen und sich besser kennenzulernen. Der Family Day ist dafür super.
Wie seid ihr miteinander ins Geschäft gekommen?
Alexander: Eine Aufgabe von mir ist es, externe Innovationen für B. Braun verfügbar zu machen. Darum nehme ich Themen aus dem Investment-Komitee [oder aus dem Dealflow] des HTGF mit zu uns in die Organisation. Im Anschluss an unser Kennenlernen habe ich daher die Lösung von Userlane bei uns im Haus vorgestellt.
Welchen Nutzen hat Userlane für euch?
Alexander: Es ist ein sehr gutes Trainingstool, intern wie extern. Es bringt Zeitersparnis, das Onboarding von neuen User:innen ist einfacher. Aber es hilft auch bei Software, die von manchen nur selten genutzt wird. Ein einfaches Beispiel wäre die Reisekostenabrechnung, vielleicht kennt der eine oder andere das. Wenn man das nur alle paar Monate macht – oder auch jetzt nach der Pandemie erstmals wieder reisen sollte –, hat man vielleicht vergessen, wie das Abrechnungstool zu bedienen ist. Da ist die Lösung von Userlane, die die Nutzer:innen durch den Prozess führt, sehr hilfreich.
Trotzdem hat es offenbar eine Weile gedauert, bis ihr wirklich zusammengekommen seid.
Hartmut: Etwa ein Jahr später, also 2019, ist Alexander auf mich zugekommen, weil B. Braun ein Accelerator-Programm gestartet hat. Alexander sagte zu uns: Ihr macht zwar keine Medizintechnik, aber ihr könntet trotzdem für uns interessant sein.
Warum hat es so lang gedauert?
Alexander: Wir hatten uns intern mit Userlane beschäftigt und das Start-up den operativen Einheiten vorgestellt. Das Interesse war da, aber im täglichen Business konnten wir die Idee nicht nachhaltig verfolgen. Ein wichtiges Learning für uns ist, dass wir intern bei B. Braun zunächst Prozesse etablieren mussten, wie wir mit Start-ups zusammenarbeiten und deren Lösungen testen können. Darum haben wir den B. Braun Accelerator ins Leben gerufen.
Wie funktioniert Euer Accelerator?
Alexander: Wir haben zwei Programme entwickelt. Ein klassisches Accelerator-Programm für Startups in der frühen Phase und ein Collaboration-Programm für Startups in einer späteren Phase. Mit dem Collaboration-Programm suchen wir weniger die Investment-Gelegenheit, sondern eher den innovativen Supplier, den innovativen Lösungsanbieter. Auch muss das Produkt bereits eine entsprechende Reife haben. Zum Start haben wir uns darum auf Lösungen konzentriert, die zur Prozessverbesserung beitragen, in Bereichen wie HR, Logistik, Finance. Plus: Das Collaboration -Programm ermöglicht uns Technologien und neue Geschäftsmodelle nicht nur theoretisch zu diskutieren, sondern durch Pilotphasen praktisch zu testen. So bekommen wir Ergebnisse, um weitere Entscheidungen abzuleiten. Da passte Userlane sehr gut rein.
Hartmut, warum habt ihr euch entschieden, mitzumachen?
Hartmut: Ich bin als Start-up-Gründer natürlich an Umsatz interessiert, und da erschien mir das Programm eine gute Möglichkeit B. Braun als Neukunden zu gewinnen. Hinzu kommt, dass mich das Konzept des Accelerators überzeugt hat, der innovative Lösungen, wie auf einem Fast-Track, für B. Braun pilotiert und dann zur Verfügung stellt.
Wie sieht denn eure Zusammenarbeit aus?
Hartmut: Für Userlane gibt es in der Regel zwei Anwendungsfälle. Wir haben in der Pilotphase beides getestet. Zum einen funktioniert unsere Software für interne Prozesse wie CRM oder HR-Software, zum anderen können wir auch Kunden von B. Braun helfen. Etwa indem wir einen digitalen Liefer- und Einkaufsprozess, für den die Kunden häufig vor Ort geschult werden mussten, nun komplett über unsere Software abbilden und erklären können.
Alexander: Die Lösung hat sich sehr bewährt und die Zusammenarbeit hat so gut funktioniert, dass wir nach der Pilotphase nun dauerhaft zusammenarbeiten.
Das heißt, Euer Accelerator ist durchaus ein Erfolg, Alexander. Was kommt bei euch als nächstes ins Programm. Holt Ihr wieder ein HTGF-Start-up dazu?
Alexander: Unser Fokus in der nächsten Runde im Accelerator liegt diesmal auf effiziente und nachhaltige Technologien. Wir haben intern unsere Challenges definiert, haben uns dann im Scouting-Prozess weltweit sehr viele Start-ups angesehen, um Partner für unser neues Collaboration-Programm zu finden. Und natürlich schauen wir uns als Fondsinvestor auch die Portfolio-Unternehmen beim HTGF an, das ist ja ein großer Vorteil. Und ja, wir haben mit der Panda GmbH wieder ein HTGF-Portfoliounternehmen aufgenommen. Panda hat sich einfach im ganzen Auswahlprozess durchgesetzt.
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