Kein „nice-to-have”: Warum Diversität bessere Unternehmen schafft

Start-ups, die auf eine gute Unternehmenskultur setzen, sind erfolgreicher. Dazu gehören die Einhaltung von ESG-Kriterien (Environmental-Social-Governance) ebenso wie gelebte Diversität. Wir sprechen mit Claudia Raber, ESG-Managerin und Principal beim HTGF, und Barbara Lutz, Gründerin der Gleichstellungsberatung FKi Diversity For Success. Sie ist auch die Initiatorin des Impact of Diversity Award.


Claudia, du bist gemeinsam mit Dr. Adrian Fuchs beim HTGF für ESG verantwortlich. Was bedeutet ESG für einen Seed-Investor?
Claudia Raber: Nachhaltigkeit ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. ESG ist ein zentraler Bestandteil des Nachhaltigkeitsverständnisses von Unternehmen. Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, dass Unternehmen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit als Gegensätze betrachteten. Das ist glücklicherweise vorbei. Viele Studien, wie die von Accenture aus dem Jahr 2022, belegen: Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien trägt zu einer positiven Rendite für Investoren bei. Für den HTGF kann ich sagen, dass ESG-Kriterien mittlerweile auch fester Bestandteil unserer Due Diligence sind.

Babara Lutz und Claudia Raber

Warum ist es für Start-ups heute so wichtig, sich intensiv mit dem Thema ESG auseinanderzusetzen?
Claudia Raber: Weil auch für Start-ups gilt, dass sie erfolgreicher sind, wenn sie sich mit diesen Themen auseinandersetzen. ESG fördert das Umsatzwachstum von Unter- nehmen, indem es ein besseres Pricing ermöglicht und langfristigere Investitionen fördert. Denn: Konsument:innen sind eher bereit für „grüne Produkte“ mehr Geld auszugeben. Außerdem werden ESG-konforme Start-ups oftmals bei der Finanzierung bevorzugt behandelt. Das heißt, sie haben bessere Chancen, an Kapital zu kommen. Und ESG sorgt für eine bessere Unternehmenskultur. Stichwort Diversity, ein wichtiger Teil vor allem des sozialen Aspekts von ESG.

Dann bleiben wir bei dem Thema. Barbara, du arbeitest bereits lange in der Start-up-Szene und hattest immer wieder mit Diversität in diesem Bereich zu tun. Wo siehst Du für Start-ups die größten Vorteile von Diversity im Team?
Barbara Lutz: Diverse Teams bieten zahlreiche Vorteile! Denn sie fördern eine offene und inklusive Unternehmenskultur, in der sich Mitarbeitende gehört und respektiert fühlen. Dies trägt zur Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit bei und stärkt die Innovationskraft des Unternehmens. Zudem hilft Vielfalt im Team, ein diverses Kundensegment besser anzusprechen und somit das Wachstum und den Erfolg des Start-ups zu fördern. Es ist verständlich, dass in der ersten Phase oft andere Prioritäten herrschen, allerdings ist nicht zu vernachlässigen, wie wichtig vor allem auch Diversität für Investoren geworden ist.

Warum tun sich manche Start-ups bei diesem Thema so schwer?
Claudia Raber: Betrachten wir speziell den naturwissenschaftlich-technischen Bereich: Hier überwiegen die männlichen Studierenden. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade zu Beginn einer Unternehmensgründung mehr Männer im Team sind. Spätestens, wenn die Teams wachsen, sollte dann auf einen vielfältigeren Hintergrund geachtet werden. Das betrifft nicht nur das Geschlecht. Hier geben wir beim HTGF unseren Portfolio-Unternehmen gezielt Hilfestellung und vermitteln Verständnis.

Was können Gründer:innen konkret tun, um mehr Diversität in den Teams zu erreichen?
Barbara Lutz: Handeln und sensibel Kommunizieren. Die zwei wichtigsten Aspekte. Und wenn ich von sensibler Kommunikation spreche, meine ich inklusive Kommunikation: Wie kann ich kommunizieren, dass sich alle angesprochen fühlen. Innerhalb des Teams aber auch außerhalb für zukünftige Teammitglieder: Wie formuliere ich Texte auf meiner Website? Wie präsentiere ich mein Unternehmen? Das gilt auch für Stellenanzeigen: Inklusive Schreibweise, oft sind es sprachliche Nuancen, die bestimmte Gruppen ausschließen können. Und die ganze Arbeitskultur muss stimmen: Dazu gehören auch grundsätzliche Aspekte wie der Schaffung von flexiblen Arbeitsmöglichkeiten und Teilzeit.

Wie kann Leadership von Diversität profitieren und was könnt ihr Gründer:innen mitgeben?
Barbara Lutz: Diversität bietet enorme Chancen für Leadership. Durch die effektive Führung einer vielfältigen Belegschaft können Führungskräfte von einem breiteren Spektrum an Perspektiven und Erfahrungen profitieren, was zu fundierten Entscheidungen und innovativen Lösungen führt. Sie können von verschiedenen Denkweisen und Arbeitsstilen lernen und dadurch ihre eigene Führungskompetenz verbessern und wesentlich bessere Ergebnisse erarbeiten. Mein Rat an Gründer:innen wäre daher, von Anfang an ein Bewusstsein für die Bedeutung von Diversität in der Führung zu schaffen und sicherzustellen, dass die Teams vielfältig zusammengesetzt sind. Es ist wichtig, eine inklusive Kultur zu fördern, in der alle Teammitglieder gehört und respektiert werden, unabhängig von ihrem Hintergrund. Bessere Grundlagen für Entscheidungen und damit mehr Erfolg und höhere Effizienz sind wichtige Erfolgsfaktoren für Gründer:innen.

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