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  • In bewegten Zeiten richtig agieren – Tipps aus der Praxis 

    In bewegten Zeiten richtig agieren – Tipps aus der Praxis 

    In bewegten Zeiten richtig agieren – Tipps aus der Praxis 

    Trotz erster Anzeichen einer Erholung, sind die Zeiten in denen Startups agieren, immer noch herausfordernd.

    Wir haben mit Expert:innen des HTGF über zwei aktuelle große Herausforderungen gesprochen: Wie kommen Startups am besten an Kapital? Und wie agieren sie international in unsicheren Umfeldern.  

    Von links: Dr. Tanja Emmerling, Partnerin beim HTGF und Dr. Markus Kückelhaus, Partner beim HTGF (Bild: HTGF)

    „Startups müssen verstehen, was die andere Seite wirklich braucht“ – Dr. Markus Kückelhaus, Partner im Bereich Industrial Tech, zu Chancen, Finanzierung und Partnerschaften. 

    Welche aktuellen Chancen und Herausforderungen siehst du für Start-ups im Jahr 2025? 

    Dr. Markus Kückelhaus: Für 2025 sind wir grundsätzlich optimistisch. Zum einen steigt die Zahl der Gründungen wieder – das zeigen auch die aktuellen Zahlen aus dem startupdetector Report. Zum anderen verfügen deutsche VCs über viel Dry Powder: neun Milliarden Euro, die noch investiert werden müssen. Gleichzeitig gibt es im Late-Stage-Bereich einen Rückstau, was ein neues IPO-Fenster öffnen könnte. 

    Herausfordernd bleiben die makroökonomischen Rahmenbedingungen: Der anhaltende Zollstreit, Inflationssorgen und ein potenziell steigendes Zinsniveau – auch wenn dieses derzeit noch niedrig ist. 

    Welche Aspekte sind momentan bei der Finanzierung von Startups besonders relevant? 

    Dr. Markus Kückelhaus: Startups sollten die Dynamiken der einzelnen Finanzierungsphasen sehr genau verstehen. Schaut man auf die Zahl der Deals oder die Bewertungen, zeigt sich ein stabiles, teils sogar wachsendes Niveau. Trotzdem bleibt vor allem die Anschlussfinanzierung in späten Phasen herausfordernd. Agilität ist hier mehr denn je entscheidend. Gerade wenn man nicht in einem sehr aussichtsreichen Themenbereich wie bspw. AI unterwegs ist, ist die Investorenansprache sehr aufwendig – es braucht viele Gespräche.  

    Vor allem Deep-Tech-Startups – beziehungsweise generell Unternehmen, die über Jahre hinweg noch keine Umsätze erzielen – müssen sich frühzeitig Gedanken darüber machen, welche weiteren Finanzierungsmöglichkeiten sie nutzen können. Abseits von klassischem Venture Capital sind insbesondere öffentliche Fördermittel oder weitere non-dilutive Finanzierungsoptionen essenziell, um langfristig ausreichend Kapital zur Verfügung zu haben und die langen Entwicklungszyklen überhaupt realisieren zu können. 

    Was ist wichtig, wenn Startups mit Unternehmen kooperieren möchten? 

    Dr. Markus Kückelhaus: Kooperationen mit Unternehmen sind immer aus einer Marktperspektive heraus relevant. Es geht eben nicht nur darum Finanzmittel zu bekommen, sondern vor allem auch darum, sich am Markt zu behaupten. Wir raten Start-ups daher, frühzeitig auf einen stimmigen Product-Market Fit zu achten. Reine strategisch-finanzielle Kooperationen sind seltener geworden. Einige Corporate VCs haben ihre Aktivitäten sogar ganz eingestellt – das aktuelle Umfeld macht es für Start-ups schwieriger, die auf solche Konstellationen setzen. 

    Start-ups sollten immer klar differenzieren: Was braucht die andere Seite tatsächlich? Geht es um Technologien, die kurzfristig einsatzbereit sein sollen – was eher für klassische Kunden-Lieferanten-Beziehungen spricht. Oder sucht das Unternehmen eine langfristige Entwicklungspartnerschaft, wie es etwa bei vielen Pharmaunternehmen der Fall ist. Wer diese Unterschiede erkennt, kann sein Angebot gezielter ausrichten und effektiver kooperieren. 

    „Startups müssen geopolitisch widerstandsfähiger denken – ohne sich zu verschließen“ – Dr. Tanja Emmerling, Partnerin für Digital Tech, zur internationalen Strategie in Krisenzeiten. 

    Welche Startups sind aktuell besonders betroffen? 

    Dr. Tanja Emmerling: Geopolitische Unsicherheiten wie der Zollstreit mit den USA oder globale Lieferkettenrisiken betreffen längst nicht mehr nur klassische Exporteure. Auch Startups aus den Bereichen Deep Tech, GreenTech oder KI spüren zunehmend Druck – sei es durch regulatorische Hürden, strategische Abhängigkeiten oder volatilere Finanzierungsbedingungen. Hinzu kommt: Wer auf internationale B2B-Kundschaft oder komplexe Wertschöpfungsketten setzt, wird von indirekten Effekten schnell eingeholt. In dieser Lage gilt: Startups müssen ihren Cashflow besonders im Blick behalten. Liquidität ist der Spielraum, um auf Veränderung reagieren zu können – das ist in Krisenzeiten wichtiger als Wachstum um jeden Preis. 

    Was rätst du Gründer:innen, wenn der Zugang zum US-Markt schwieriger wird? 

    Dr. Tanja Emmerling: Der US-Markt bleibt attraktiv, aber man sollte sich auf eine neue Realität einstellen: höhere regulatorische Anforderungen, politische Volatilität und mögliche Investitionshürden. Startups sollten frühzeitig lokales Know-how aufbauen – idealerweise durch Partner, Advisors oder eigene Strukturen vor Ort. Eine kluge Internationalisierungsstrategie bedeutet heute, geopolitische Resilienz mitzudenken: Welche alternativen Märkte kann ich aufbauen, ohne alles auf eine Karte zu setzen? Welche Allianzen oder strategischen Partnerschaften helfen mir, flexibel zu bleiben? Und wie kann ich meine Wertschöpfung so strukturieren, dass ich auch bei Spannungen handlungsfähig bleibe? 

    Welche Strategien helfen für Europa? 

    Dr. Tanja Emmerling: Think EU – not just US: Gerade jetzt lohnt sich der Blick nach innen. Die EU ist mehr als Regulierung – sie bietet ein wachsendes Innovationsökosystem, verlässliche Förderinstrumente wie den European Innovation Council und IPCEI sowie Chancen zur nachhaltigen Positionierung. Wer europäische Lieferketten und Absatzmärkte frühzeitig mitdenkt, stärkt seine strategische Resilienz. Und: Europa verlangt eigene Lösungen. Produkte, die in Sprache, Datenschutz und Nutzerbedürfnissen auf die regionale Vielfalt eingehen, schaffen echten Mehrwert. In Krisenzeiten zählen Fokus, schnelle Reaktion, Agilität und enge Kundenbindung. Wer diese Prinzipien ernst nimmt, kann Europa zum echten Heimatmarkt ausbauen – nicht nur als Rückzugsraum, sondern als Startpunkt für neue Stärke. 

  • Welten verbinden: Wie Unternehmen und Startups gemeinsam Innovationen vorantreiben – Im Gespräch mit Jens Busse 

    Welten verbinden: Wie Unternehmen und Startups gemeinsam Innovationen vorantreiben – Im Gespräch mit Jens Busse 

    Welten verbinden: Wie Unternehmen und Startups gemeinsam Innovationen vorantreiben – Im Gespräch mit Jens Busse 

    Innovation braucht frische Ideen und den Mut zur Veränderung. Für etablierte Unternehmen bedeutet Vorsprung, neue Denkweisen und Agilität zu nutzen. Und genau das bringen Startups mit. Aber wie können große Organisationen und junge Unternehmen effektiv zusammenarbeiten? 

    Jens Busse, Investment Director bei Evonik Venture Capital, erklärt, wie Partnerschaften mit Startups gelingen, was beide Seiten davon haben und wie gemeinsame Herausforderungen gemeistert werden können. 

    Warum ist eine engere Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups aus Ihrer Sicht essenziell für nachhaltiges Wachstum? 

    Eine enge Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups fördert Synergien, die Innovation und Flexibilität steigern. Start-ups bringen frische Ideen und Technologien mit, während etablierte Unternehmen über Ressourcen und Marktkenntnisse verfügen. Diese Kombination ermöglicht schnellere Markteinführungen und bessere Anpassungen an Marktveränderungen. 

    Welche konkreten Vorteile ergeben sich für Unternehmen, die in Start-ups investieren oder mit ihnen kooperieren? 

    Unternehmen profitieren von Zugang zu Innovationen, Erweiterung des Produktportfolios, Marktanteilsgewinnen sowie einer verbesserten Innovationskultur. Zudem können sie Risiken minimieren, indem sie neue Technologien testen, ohne das volle Risiko eigener Entwicklungen zu tragen. 

    Welche Herausforderungen gibt es bei der Integration von Start-up-Innovationen in bestehende Unternehmensstrukturen, und wie lassen sich diese bewältigen? 

    Herausforderungen umfassen kulturelle Unterschiede, komplexe Prozesse und technologische Inkompatibilitäten. Diese lassen sich durch offene Kommunikation, agile Methoden und frühzeitige Entwicklung gemeinsamer technischer Infrastrukturen bewältigen. Klare Strategien zur Ressourcenallokation sind ebenfalls entscheidend. 

  • Rückblick Family Day 2025

    Rückblick Family Day 2025

    Rückblick auf den HTGF Family Day 2025: Ein Jubiläum der Innovation und Zusammenarbeit

    Der HTGF Family Day 2025 war ein voller Erfolg – zwei Tage voller inspirierender Vorträge, intensiver Diskussionen und wertvoller Networking-Möglichkeiten. Den Auftakt bildete die Networking Night am Montag: Nach der Eröffnung durch die Geschäftsführer:innen Romy Schnelle, Dr. Alex von Frankenberg und Dr. Achim Plum, hielt Carsten Maschmeyer eine mitreißende Keynote zum Thema Sales.

    Anschließend fanden moderierte Tischgespräche zu zukunftsweisenden Themen wie Künstliche Intelligenz, New Space und der „DNA von Unicorns“ statt. Darüber hinaus gab es zahlreiche direkte Gespräche zwischen Investor:innen, Start-ups und weiteren Akteuren des Startup-Ökosystems.

    Am Dienstag bot Gitta Connemann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, einen wertvollen Einblick in die deutsche Startup-Politik. Der zweite Veranstaltungstag wartete mit einem prall gefüllten Programm auf: 40 Pitches, 12 Panels und zahlreiche Keynotes sorgten für viel Input und Austausch. Insgesamt wurden fast 5.000 direkte Gespräche zwischen den Teilnehmenden verabredet. Der krönende Abschluss: der Birthday Bash zum 20-jährigen Bestehen des HTGF.

    Ein herzliches Dankeschön an alle, die zum Erfolg des HTGF Family Days beigetragen haben – den Speaker:innen, Panelist:innen, Teilnehmer:innen und dem gesamten HTGF-Team. Der Family Day 2025 hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig Innovation, Austausch und Zusammenarbeit für eine erfolgreiche Zukunft sind.

    Wir freuen uns schon jetzt aufs nächste Mal – am 11. und 12. Mai 2026 in Berlin!

    Fotos und Video: Dominik Tryba / Introduce Productions

  • Interview Florian Nöll, PwC

    Interview Florian Nöll, PwC

    Wachstum von innen – Wie etablierte Unternehmen von Start-ups profitieren

    Frischer Wind tut gut – nicht nur draußen. Er weckt auf, klärt den Kopf und macht Lust auf Neues. Was uns beflügelt, brauchen auch Unternehmen: Impulse, Veränderung, Aufbruch. Doch woher kommt dieser frische Wind? Oft sind es Startups, die etablierte Strukturen aufwirbeln.

    Wir haben mit Florian Nöll, Partner und Global Venturing & EMEA Startups, Scaleups Leader bei PwC Deutschland darüber gesprochen, wie Corporates und mittelständische Unternehmen die Zusammenarbeit mit jungen Unternehmen effektiv gestalten können – und warum sich das für beide Seiten lohnt.

    Florian Nöll, Partner und Global Venturing & EMEA Startups, Scaleups Leader bei PwC Deutschland (Foto: PwC)

    Warum ist eine engere Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups aus ihrer Sicht essenziell für nachhaltiges Wachstum?

    Startups sind oft agiler und innovationsfreudiger und können damit großen Corporates sowie mittelständischen Unternehmen damit neue Impulse bieten. Diese Synergie ermöglicht es etablierten Firmen, von frischen Ideen und Technologien zu profitieren und ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Startups ermöglicht die Zusammenarbeit dagegen Zugang zu Ressourcen und Netzwerken, die ihr Wachstum fördern. Eine echte Win-Win-Situation zur Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts Deutschland sowie für das lokale Ökosystem. Kein Wunder also, dass laut aktueller Zahlen des Branchenverbandes Bitkom bereits 32 % der Unternehmen mindestens eine Kooperation mit Startups haben, von denen 98% berichten, dass ihre Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen wurden.

    Welche konkreten Vorteile ergeben sich für Unternehmen, die in Startups investieren oder mit ihnen kooperieren?

    Unternehmen, die den Schulterschluss mit Startups suchen, profitieren von neuartigen Lösungen und Technologien, die ihre Produktentwicklung beschleunigen können. Zudem erschließen sie durch diese Partnerschaften oder Investitionen neue Märkte. Eine aktuelle Bitkom-Umfrage zeigt, dass 11 % der Unternehmen gemeinsam mit Startups neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, 3 % sind finanziell an Startups beteiligt und 2 % haben aus dem eigenen Unternehmen heraus selbst Startups gegründet. Durch die so gesteigerte Innovationskraft verbessern sie außerdem nicht nur die Kundenbindung, sondern stärken auch das Unternehmensimage als innovativer Akteur auf dem Markt.

    Welche Herausforderungen gibt es bei der Integration von Startup-Innovationen in bestehende Unternehmensstrukturen, und wie lassen sich diese bewältigen?

    Bei der Integration von Startup-Lösungen in etablierte Unternehmen stoßen Innovationsteams häufig auf strukturelle Barrieren – häufig in den Bereichen Legal und IT sowie bei der Abstimmung mit dem Betriebsrat. Wie man diesen Herausforderungen begegnet, ist natürlich von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass ein transparentes Kommunikationsumfeld und interdisziplinäre Teams, die flexibel arbeiten können, essenzielle Aspekte sind, um diesen zu begegnen. In über 80 % der letzten 100 von uns begleiteten Projekte ist das unseren Kunden gemeinsam mit uns gelungen, sodass nachhaltige Kooperationen entstanden sind.

  • Air Force Innovation Day – Gemeinsam in die Zukunft starten! 

    Air Force Innovation Day – Gemeinsam in die Zukunft starten! 

    Air Force Innovation Day – Gemeinsam in die Zukunft starten! 

    Startups, Investoren und Luftwaffe im Fokus


    Am 28. April 2025 wurde der Luftwaffenstützpunkt Laage zum Knotenpunkt für luftwaffenrelevante Innovationen. Der erste Air Force Innovation Day, initiiert vom High-Tech Gründerfonds (HTGF), brachte rund 90 Teilnehmende aus der Startup- und Investorenszene, der Luftwaffe, der Industrie und verschiedenen Behörden zusammen, um ein Air Force Innovation Network aufzubauen. Im Fokus dieser Veranstaltung stand, die Verbindungen zwischen der Innovationswirtschaft und der Luftwaffe zu intensivieren. Mit konkreten technologischen Bedarfen in sicherheitskritischen Bereichen und im offenen Dialog erfolgte der unmittelbare Austausch mit klarem Schwerpunkt auf Vernetzung.

    Gemeinsamkeiten erkennen, Dialog verstärken

    Mit dem Air Force Innovation Day wurde ein Rahmen geschaffen, in dem sich Gründerteams und Vertreterinnen und Vertreter der Luftwaffe auf Augenhöhe begegnen konnten.

    „Der erste Air Force Innovation Day verbindet die Luftwaffe mit High-Tech-Startups, Investoren und etablierten Unternehmen. Dieser enge Austausch ist entscheidend, denn Modernisierung muss auch über Startups und ihre technologischen Lösungen vorangetrieben werden. Das macht dieses Format so wichtig, um diesen Weg gemeinsam zu gehen“, sagte Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe. Er machte deutlich, wie wichtig es ist, auf neue Bedrohungsszenarien flexibel reagieren zu können – und welche Rolle dabei innovative, externe Partner spielen.

    Der direkte Austausch mit Startups biete die Chance, neue Denkansätze und technologische Lösungswege frühzeitig in die Überlegungen der Luftwaffe einzubinden.

    „Die sicherheitspolitische Lage erfordert zunehmend schnelle und gezielte technologische Antworten,“ sagte Alex von Frankenberg, Geschäftsführer des HTGF. „Es geht nicht nur um einzelne Technologien, sondern um den systematischen Brückenschlag zwischen strategischem Bedarf und unternehmerischer Lösungskompetenz. Genau hier können der HTGF als Ökosystembauer, Startups, die Industrie und andere Investoren entscheidende Impulse geben – für Wirtschaft, Sicherheit und den Technologiestandort Deutschland.“

    Fähigkeitsbedarfe sichtbar machen, Austausch ermöglichen

    Ein Highlight war der Trainingsflug zur Luftbetankung des Inspekteurs der Luftwaffe mit dem Eurofighter auf dem Weg von Berlin nach Laage/Rostock, bei dem die Teilnehmenden die Fähigkeiten und Abläufe der Luftwaffe unmittelbar erleben konnten.
    Technologievorführungen, Simulationen und Systempräsentationen vermittelten weitere Impressionen, die den „Spirit“ der Luftwaffe spürbar werden ließen. Im Zentrum stand dabei immer der Anspruch, die funktionalen Fähigkeitsbedarfe der Truppe greifbar zu machen – und gleichzeitig Innovationspotenziale aufzuzeigen.

    Brigadegeneral Henrik Scholz – Abteilungsleiter Weiterentwicklung/Planung/Innovation im Kommando Luftwaffe vertiefte diesen Anspruch in seinem Vortrag und ging dabei gezielt auf die aktuellen operativen und technologischen Herausforderungen ein: „Technologie wird den Luftkrieg der Zukunft verändern und wir müssen dafür sorgen, dass mit unseren Technologien und Innovationen dies zu unseren Gunsten geschieht. Lösungen in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Sensorik, Space, Robotik, teilautonome Systeme oder Mensch-Maschine-Interaktionen werden eine zentrale Rolle spielen. Startups bringen disruptive Ideen und zudem Geschwindigkeit und wir sind der Überzeugung, dass wir diese brauchen.“

    Ministerialdirigent Alexander Schott – Forschungs- und Innovationsdirektor des BMVg betonte, wie wichtig es ist, schnelle Prozesse zu etablieren sowie auch einen Kulturwandel anzustoßen. „Wir müssen neue Wege gehen, die Technologieentwicklung intensivieren und uns auf den Fähigkeitsbedarf konzentrieren und ausrichten. Es bewegt sich erheblich etwas im großen Tanker Bundeswehr, und ich sehe starken Rückenwind für das, was wir vor uns haben.”

    Generalmajor Stefan Lüth – Amtschef Planungsamt der Bundeswehr machte deutlich, dass echter Mehrwert geschaffen wird, wenn „Macher auf ziviler und militärischer Seite“ zusammenkommen. „Wir bringen die Kompetenz aus Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Hochschulen an einen Tisch. Das Planungsamt ist ihr Ansprechpartner und ihr Tor zur Bundeswehr – der zentrale Brückenbauer.“

    Luftwaffe – flexibel und resilient

    Christian Ziach, Principal beim HTGF und ehemaliger Luftwaffenoffizier, betonte in seinem Statement zur Veranstaltung, dass die Kooperation mit Technologieunternehmen ein wichtiger Hebel ist, um auf sich schnell wandelnde sicherheitspolitische und technologische Rahmenbedingungen flexibel reagieren zu können. Gerade in einem Umfeld, das wie derzeit durch eine hohe Dynamik und Unberechenbarkeit geprägt ist, braucht es neue Wege der Zusammenarbeit: „Wir erleben gerade eine Entwicklung, in der sicherheitsrelevante Technologien enorm an Bedeutung gewinnen. Der direkte Austausch mit Bedarfsträgern hilft Startups dabei, ihre Produkte und Lösungen an den tatsächlichen Bedarfen weiterzuentwickeln. Ein solcher Austausch, wie auf diesem Air Force Innovation Day, ermöglicht eine Qualität der Kooperation, die man nicht simulieren kann.“

    Pitches mit direktem Feedback

    In kuratierten Sessions stellten 16 Startups ihre Technologien und Lösungen vor, die auf aktuelle Herausforderungen der Luftwaffe einzahlen.  Die Bandbreite reichte von KI-gestützten Diagnosesystemen über Hyperschallfähigkeiten bis hin zu Raumfahrtsystemen und Schutztechnologien für kritische Infrastrukturen. Die offene Diskussionsstruktur ermöglichte es den Startups, direktes Feedback zu erhalten – insbesondere zu Anwendungsnähe, Relevanz und strategischer Einordnung ihrer Technologien. Erste Kooperationspotentiale wurden bereits identifiziert.

    Jan-Hendrik Boelens, CEO von Alpine Eagle: „Es war heute eine fantastische Gelegenheit, sich mit allen Akteuren auszutauschen, sowohl auf Investoren- und Kundenseite als auch mit Startups, die mit vergleichbaren Herausforderungen konfrontiert sind.“

    Luisa Konga, Ingenieurin bei Polaris: „Solche Formate sind enorm wichtig, um den direkten Austausch zwischen innovativen Unternehmen wie POLARIS, der Bundeswehr und potenziellen Investoren zu ermöglichen. Das schafft Sichtbarkeit, öffnet Türen für Kooperationen und ermöglicht wertvolles Feedback aus der Praxis.“

    Stephanie Wißmann, Geschäftsführerin von SecuBlox: „Was mich besonders beeindruckt hat, war die strategische Qualität dieser Begegnung: Entscheiderinnen und Entscheider aus der Luftwaffe, direkte Anwenderinnen und Anwender, technologische Vordenker und Kapitalgeber – gemeinsam in einem Raum, ohne Umwege, ohne Filter. Es entstand ein Gespräch, das nicht nur Ideen generierte, sondern Richtung.“

    Sebastian Klaus, Gründer von Atmos Space Cargo: „Die Mischung aus hochkarätigen Startups und der Führungsebene der Luftwaffe und aus dem Planungsamt ist wirklich einzigartig. Und was mich sehr beeindruckt, ist dass der Inspekteur die Luftwaffe von vorne führt – das ist schon fast wie in einem Startup.“

    Ein Tag, der neue Perspektiven eröffnet

    Der Air Force Innovation Day 2025 hat gezeigt, wie wirkungsvoll ein emergentes Veranstaltungsformat außerhalb von etablierten Strukturen und Prozessen sein kann. Die Offenheit für gegenseitiges (Kennen-)Lernen, das direkte Gespräch mit Bedarfsträgern und die Möglichkeit, Zukunftsthemen gemeinsam zu denken, machen dieses Format besonders wertvoll.

    Generalleutnant Ingo Gerhartz zeigte sich beeindruckt von den vielen Ideen und Innovationsmöglichkeiten, die auf die konkreten Bedarfe bereits zugeschnitten sind. Wie geht es nun weiter? „Wir müssen offenbleiben, den Austausch in beide Richtungen fördern und aus Ideen konkrete Pilotprojekte machen aus denen dann langfristige Geschäftsbeziehungen entstehen können. Ich bin optimistisch, dass wir viele Projekte in Zukunft realisieren werden“, erklärte er.

    Mit dem Air Force Innovation Day hat der HTGF einen wichtigen Impuls gesetzt, um den Austausch zwischen Startups, Investoren, Industrie und sicherheitsrelevanten Akteuren gezielt zu fördern. Die Resonanz zeigt: Es gibt ein starkes Interesse, diesen Austausch weiterzuführen – als konkreten Beitrag zur Innovations- und Sicherheitsfähigkeit des Standorts Deutschland.

    Über den HTGF – High-Tech Gründerfonds 
    Der HTGF ist einer der führenden und aktivsten Frühphaseninvestoren in Deutschland und Europa, der Startups in den Bereichen Deep Tech, Industrial Tech, Climate Tech, Digital Tech, Life Sciences und Chemie finanziert. Mit seinem erfahrenen Investmentteam unterstützt der HTGF Startups in allen Phasen ihrer Entwicklung hin zu internationalen Marktführern. Der HTGF investiert in der Pre-Seed- und Seed-Phase und kann sich in weiteren Finanzierungsrunden signifikant beteiligen. Über alle Fonds hinweg hat der HTGF über 2 Mrd. Euro under Management. Seit seiner Gründung im Jahr 2005 hat er mehr als 770 Startups finanziert und fast 200 erfolgreiche Exits realisiert.  
    Zu den Fondsinvestoren der Public-Private-Partnership zählen das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die KfW Capital sowie 45 Unternehmen und Family Offices. 
    Weitere Informationen unter HTGF.de oder auf LinkedIn

    Medienkontakt 
    High-Tech Gründerfonds Management GmbH 
    Tobias Jacob, Senior Marketing & Communications Manager  
    T.: +49 228 – 82300 – 121
    t.jacob@htgf.de 

  • Nora Blum im Gespräch

    Nora Blum im Gespräch

    Mit Leichtigkeit und Wertschätzung: Wie radikale Freundlichkeit Startups stärkt – Nora Blum im Gespräch 

    Nora Blum ist Psychologin und Mitgründerin von Selfapy, einer digitalen Therapieplattform zur Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

    Das Digital Health-Startup wurde kürzlich vom HTGF-Fondsinvestor MEDICE übernommen. In ihrem neuen Buch rückt sie ein Thema in den Fokus, das in der Startup-Welt selten mit harten Business-Strategien in Verbindung gebracht wird: radikale Freundlichkeit. Im Interview berichtet Nora darüber, wie ein respektvolles Miteinander und authentische Werte gerade in der Frühphase einer Gründung den entscheidenden Unterschied machen können. 

    Nora, in deinem neuen Buch sprichst du von „radikaler Freundlichkeit“, die nicht nur im privaten, sondern auch im geschäftlichen Kontext ein Erfolgsfaktor sein kann. Was war der Moment, in dem du das für dich erkannt hast? 

    Nora Blum: Tatsächlich war das kein einzelner Moment, sondern eher ein Prozess. Als ich aus der operativen Geschäftsführung bei Selfapy ausgestiegen bin, habe ich reflektiert, was uns eigentlich von anderen Gesundheits-Startups unterschieden hat. 

    Der Markt ist sehr herausfordernd, viele Startups sind dort gescheitert. Natürlich gehören viel Glück und gutes Timing immer dazu. Aber rückblickend glaube ich, dass ein Kernfaktor bei uns die Fähigkeit war, starke Beziehungen aufzubauen – zu vielen Vertragspartner:innen ebenso wie zu unseren Mitarbeitenden. Und das, so bin ich überzeugt, hatte viel mit unserer Freundlichkeit zu tun. 

    Wir haben das Unternehmen immer wertebasiert geführt – mit dem Anspruch, allen Vertragspartnerschaften und Menschen, mit denen wir interagiert haben, freundlich zu begegnen. Das hat sich ausgezahlt: Wir hatten von der ersten Stunde an viele Unterstützende, ein extrem loyales Team und viele Vertragspartnerschaften, die gerne mit uns zusammenarbeiten wollten, weil sie uns eben mochten. Ich glaube wirklich, dass unsere Haltung – unser freundlicher, respektvoller Umgang – einer der Kernerfolgsfaktoren war, warum wir mit Selfapy besonders die ersten schwierigen Jahre geschafft haben. 

    Was hat in dieser Zeit den Unterschied gemacht? 

    Nora Blum: In der Anfangsphase hast du wenig Kapital, wenig Erfahrungswissen – du bist extrem auf wohlwollende Menschen angewiesen. Menschen, die dir einen Vertrauensvorschuss geben, vielleicht einen Vertrag mit dir schließen, obwohl dein Unternehmen noch jung ist. Oder Menschen, die dich mit ihrem Wissen unterstützen, ohne sofort eine Gegenleistung zu erwarten.  

    Wir hatten zum Glück viele solcher Menschen um uns – und ich bin überzeugt, das lag an unserer Freundlichkeit. Das hat ein Umfeld geschaffen, in dem andere gern geholfen haben. 

    Gründer:innen könnten Angst haben, in harten Verhandlungen mit Investor:innen oder Geschäftspartner:innen zu freundlich aufzutreten – vielleicht mit der Sorge, den schlechteren Deal zu bekommen. Wie zeigt man Freundlichkeit, ohne dabei an Durchsetzungskraft zu verlieren? 

    Nora Blum: Freundlichkeit bedeutet nicht, allem zuzustimmen oder jede Kondition hinzunehmen. Im Gegenteil: Wir können sehr klar und bestimmt unsere eigenen Interessen vertreten, hart verhandeln – und dabei trotzdem respektvoll bleiben. Und ich glaube das ist ein weit verbreitetes Missverständnis: Freundlich zu sein heißt nicht, sich alles gefallen zu lassen.  

    Wenn wir unsere Interessen nicht vertreten, sind wir weder uns selbst gegenüber fair noch unternehmerisch klug. Freundlichkeit bedeutet auch, Grenzen aufzuzeigen. Die wahre Fähigkeit liegt darin, genau das zu schaffen und gleichzeitig anderen gegenüber freundlich und respektvoll zu bleiben. 

    In der Frühphase steht man häufig unter starkem Druck, muss mit Unsicherheiten und Rückschlägen umgehen. Welche Haltung hilft, damit konstruktiv umzugehen? 

    Nora Blum: Ich bin ein großer Fan von Simon Sineks Buch ‚Das ewige Spiel‘. Wir müssen probieren, das Unternehmen und die Unternehmung als eine Art Spiel zu betrachten, das wichtig ist, das wir aber mit Leichtigkeit und immer mal wieder mit etwas Abstand spielen. Sonst sind wir zu verbissen und machen unseren Wert zu sehr vom Erfolg des Unternehmens abhängig. Wenn wir zu sehr um den Erfolg kämpfen, fehlt uns manchmal der Weitblick, um Dinge neu zu sortieren, also für Kreativität und Pivots.  

    Eine gewisse Lockerheit und Leichtigkeit in den Prozess zu bringen ist wichtig, damit wir uns nicht selbst frustrieren und erschöpft viel früher aufgeben. Das ist viel einfacher gesagt als getan, aber es hilft, die Gründung mit Freude und Neugier zu betrachten und öfters etwas Abstand reinzubringen, anstatt zu verbissen auf ein Erfolgsziel hinzuarbeiten.   

    Mit Selfapy warst du in einer Branche unterwegs, in der es viele Hürden gab, als ihr gestartet seid. Welche Rolle hat Freundlichkeit gespielt, um Widerstände zu überwinden? 

    Nora Blum: Freundlichkeit ist gerade dann entscheidend, wenn man nicht nur auf offene Arme und Jubel trifft. Als wir mit Online-Therapie gestartet sind, gab es viel Gegenwind – vor allem von psychotherapeutischer Seite. Heute sind digitale Therapieangebote in jeder Leitlinie als Standardtherapieoption etabliert, damals wurden wir aber oft sehr kritisch hinterfragt. 

    Wir haben versucht, im Dialog zu bleiben – ohne aggressiv zu reagieren. Harsche Kritik ist oft Ausdruck von Sorge. Wenn wir das erkennen, können wir respektvoll darauf eingehen.  

    Auch mit Wettbewerbern haben wir immer partnerschaftlich zusammengearbeitet in den letzten Jahren. Gerade in Branchen, in denen man Veränderungen anstoßen will, Gesetze ändern muss und übergeordnete Ziele hat, bringt es nichts, gegeneinander zu arbeiten. Diese Freundlichkeit und Dialogbereitschaft haben letztlich der ganzen Branche geholfen. 

    Und wie sieht das im Inneren eines Unternehmens aus? Was kann radikale Freundlichkeit für die Teamkultur tun? 

    Nora Blum: Eine freundliche Teamkultur steigert Motivation, Kreativität und Produktivität. Gerade im Stress des Startup-Alltags ist das extrem wichtig. Und auch hier gilt: Freundlichkeit bedeutet nicht, dass man kritischen Feedback-Gesprächen aus dem Weg geht. Im Gegenteil – Transparenz und respektvolle Kommunikation sind essenziell, um Konflikte zu vermeiden.  

    Ich selbst habe früher geglaubt, freundlich zu sein bedeute, nur nette Dinge zu sagen. Heute weiß ich: Das ist ein Irrtum. Wahre Freundlichkeit zeigt sich in der Fähigkeit, auch schwierige Dinge anzusprechen – auf eine Art, die fair und respektvoll bleibt. 

    Wenn du der Nora, die kurz vor ihrer ersten Gründung stand, einen einzigen Tipp mitgeben könntest – welcher wäre das? 

    Nora Blum: Nimm die Sache nicht zu ernst. Es ist wirklich die Leichtigkeit, die den Unterschied macht. 

    Nora Blum, Psychologin und Mitgründerin von Selfapy (Foto: Anika Richter)
  • Lukas Gaats von mo:re im Interview

    Lukas Gaats von mo:re im Interview

    Der Weg zu tierversuchsfreien Medikamenten – Lukas Gaats von mo:re im Interview

    Das Hamburger Life Science-Startup mo:re setzt mit seiner innovativen Laborplattform, die die automatisierte Planung, Kultivierung und Analyse komplexer 3D-Zellkulturmodelle ermöglicht, neue Maßstäbe in der tierversuchsfreien Medikamentenentwicklung.

    Durch die kürzlich abgeschlossene Seed-Finanzierung in Höhe von 2,3 Millionen Euro, angeführt vom HTGF, will mo:re Organoide als Standardlabortechnik etablieren und so die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente grundlegend verändern. Wir haben uns mit Lukas Gaats, Mitgründer und CEO von mo:re zusammengesetzt, um zu erfahren wie die Idee zu mo:re entstand, welche Herausforderungen das Team bereits gemeistert hat und was als Nächstes ansteht.

    Lukas Gaates, Mitgründer und CEO von mo:re (Bild: mo:re)

    Lukas, wie ist die Idee zu mo:re entstanden?

    Die Idee kam während meines Forschungsaufenthaltes an der Queensland University of Technology (QUT). Im Labor von Professor Hutmacher haben wir an der Standardisierung von Bioprinting-Verfahren gearbeitet und während Interviews mit verschiedenen Forschern wurde mir ersichtlich, dass die Plattform kommerzielles Potenzial bietet. Ich habe meinen Mitgründer David während des MBA Studiums kennengelernt, in dem wir nicht nur die unternehmerischen Werkzeuge vermittelt bekamen, sondern auch die Lust am Gründen entdeckten. Wir wollten dieses Erlebnis haben, und als sich aus meiner Zeit als Mediziningenieur eine so vielversprechende Technologie entwickelte, ergab sich die perfekte Gelegenheit. 


    Bevor es an den Markt geht, muss eine Lösung validiert werden. Wie seid ihr dabei vorgegangen?

    Wir haben die Technologie im Labor umfassend wissenschaftlich validiert und in der Entwicklung des Roboters auf klassische Prototyping Methoden zurückgegriffen. Die wichtigste Frage, die wir uns bei jeder Design- oder auch wissenschaftlichen Entscheidung stellen, ist die nach dem konkreten Ergebnis und wie es uns unseren Zielen näherbringt. Dadurch konnten wir auch mit anfangs bescheidenen Mitteln sehr fokussiert die ersten Prototypen und Anwendungen validieren.


    Ihr habt gerade eine Seed-Finanzierung abgeschlossen – was sind eure nächsten Schritte?

    Wir sind zu 100% auf die Kommerzialisierung fokussiert, da wir im Januar unser Produkt auf den Markt eingeführt haben. Es ist zu bedenken, dass wir Hardware, Software & Wetware (also die Organoide) anbieten, insbesondere im letzteren Bereich können wir nun signifikante Ressourcen investieren, um weitere Kunden von unserer Lösung zu überzeugen.


    Jedes Startup steht vor Hürden. Was war eure bisher größte Herausforderung – und wie habt ihr sie gemeistert?

    Meine größte Herausforderung war mental: Die Verantwortung, beispielsweise für das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden, ist enorm und es gilt stets optimistisch voranzugehen. Diese mentale Belastung habe ich anfangs unterschätzt. Wir vergewissern uns regelmäßig im Führungsteam, dass der Zusammenhalt auch in schweren Momenten stark ist und sich niemand allein gelassen fühlt. Mit dem Wachstum ist es schön und beruhigend zu sehen, dass mit der mo:re GmbH allmählich etwas Größeres entsteht, als die Beiträge einzelner Personen.

     
    Welche Learnings aus der bisherigen Reise würdest du anderen Gründer:innen mitgeben?

    Verliert nie die Perspektive! Ein Startup – mit allen Höhen und Tiefen – ist eine unglaubliche Chance zu wachsen. Seid dankbar dafür, aber euch auch der Intensität bewusst. Versucht regelmäßig Abstand zu bekommen durch Hobbys, Reisen, oder Zeit mit Freunden und Familie, auch wenn es sie natürlich brennend interessiert, was grade im Startup los ist. So hat es bei mir geklappt, die letzten zwei Jahre mit Leidenschaft und Freude zu bewältigen. 

    Vielen Dank, Lukas, für die interessanten Einblicke, Lukas!

  • Interview cloudsquid

    Interview cloudsquid

    KI gegen Papierkram – Interview mit Mike McCarthy, Co-Founder von cloudsquid

    Im vergangenen November gab cloudsquid den Abschluss seiner Pre-Seed-Finanzierungsrunde unter der Leitung des HTGF bekannt. Das Startup hat es auf Papierkram abgesehen und setzt KI-Agenten ein, um Teams bei der Automatisierung dokumentenlastiger Arbeitsabläufe zu unterstützen. Erste Kunden transformieren kritische Arbeitsabläufe in den Bereichen Buchhaltung, Versicherungsansprüche und Lieferkettenbetrieb. Wir haben uns mit dem Gründer Mike zusammengesetzt, um über das vielfältige Team, seine Motivation, die gewonnenen Erkenntnisse und die nächsten Schritte für das Unternehmen zu sprechen.

    Mike McCarthy (mitte) und sein Co-Founder, Sangwoo Bae (links) und Filip Rejmus (rechts).

    Euer Team hat unterschiedliche Hintergründe – was ist eure gemeinsame Motivation und wie ergänzt Ihr euch?

    Unsere Vielfalt ist unsere Stärke. Ich bin aus den USA nach Berlin gezogen, Filip aus Polen und Sang aus Südkorea. Wir vereinen die Perspektiven der Millennials und der Generation Z. Diese Mischung hilft uns, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln anzugehen und anders zu denken. Ich denke, unser gemeinsamer Wert ist Leidenschaft und Intensität. Wir haben großes Glück, dass wir die Möglichkeit haben, in einer so aufregenden Zeit der Technologie zusammenzukommen und dieses Unternehmen aufzubauen. Wir alle haben die Herausforderungen der Anpassung erlebt und die für das Unternehmertum unerlässliche Stärke und Flexibilität entwickelt.

    Ihr habt euer Produkt kürzlich gelauncht. Was war der größte „Aha-Moment“ auf dem Weg dorthin?

    Unsere größte Erkenntnis betraf die Einführung von KI in Unternehmen. Trotz des Hypes nutzen die meisten traditionellen und Enterprise-Unternehmen generative KI nur oberflächlich. Viele Anbieter zwingen Unternehmen neue Systeme auf, die nicht bereit für schnelle Veränderungen sind. Unser Ansatz, Dokumenten-Workflows zwischen bestehenden Systemen zu lösen und Unternehmen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, vertraute Prozesse und Tools beizubehalten, bietet einen realistischeren Weg zur Einführung. Durch diese Systemlücken geht enorme Effizienz verloren, was die perfekte Gelegenheit für KI-Workflows schafft, die vorher aufgrund der enormen Gewinne an Argumentations- und Intelligenzfähigkeiten nicht möglich waren.

    Wonach sucht ihr aktuell? Wie kann das HTGF-Netzwerk euch unterstützen?

    Nachdem wir selektiv mit frühen Partnern zusammengearbeitet haben, sind wir bereit für die Skalierung. Wir würden gerne mit Unternehmen im Netzwerk sprechen, die bereit sind, diese Probleme anzugehen. Wir zielen auf mühsame Dokumenten-Workflows ab, die vor LLM nicht zu lösen waren. Zum Beispiel das Extrahieren von Daten aus 150-seitigen PDFs mit unzähligen Einzelposten in Kreditorenbuchhaltungsprozessen, bei denen jeder Kunde unterschiedliche Vorlagen verwendet. Diese mühsame Querverweisarbeit kostet Unternehmen Millionen und kein Mensch will sie machen. Genau diese Arbeitsabläufe wollen wir in Angriff nehmen.

    Welche Hürden musstet ihr beim Aufbau von Cloudsquid überwinden, die ihr nicht erwartet hattet?

    Der Aufbau auf sich schnell entwickelnden KI-Modellen erfordert eine ständige Neubewertung. Man muss sich immer wieder fragen, was möglich ist, und bereit sein, über Nacht umzuschwenken. Das treibt uns an, für die Zukunft zu bauen und anders zu denken. Es stellt auch die konventionelle Weisheit über die kundenorientierte Entwicklung von Funktionen in Frage. Kundenfeedback ist zwar wichtig, aber die Kunden verstehen die KI-Fähigkeiten heute nicht vollständig, geschweige denn in sechs Monaten. Wir müssen uns diese Zukunft für sie vorstellen.

    In der Pre-Seed-Phase ist jede Entscheidung wichtig. Welcher eurer ersten Schritte hat sich als der wertvollste erwiesen?

    Unsere Reise beinhaltete einen großen Pivot und mehrere kleinere, um unseren Fokus zu verfeinern. Pre-Seed erfordert eine experimentelle Denkweise, das Testen von Ideen und das Sammeln von Marktfeedback. Der schlimmste Fehler ist es, sich auf eine Idee festzulegen, von der man selbst oder der Markt nicht überzeugt ist. Wenn man das richtige Problem gefunden hat, erhalten Kundeninteraktionen eine andere Dynamik.

    Wie kam es zu eurem Pivot?

    Wir folgten dem üblichen Rat, eine Idee vorab zu verkaufen und nur einen Monat nach der Gründung ein kostenpflichtiges MVP zu erstellen. Wir haben vier Monate lang an diesem Projekt gearbeitet, bevor wir merkten, dass es nicht der richtige Weg für uns war. Für uns war das kontraproduktiv, weil es unsere Flexibilität einschränkte, unseren Instinkten und dem Feedback des Marktes zu folgen. Wir waren an die Erfüllung eines bezahlten Vertrags gebunden. Wir haben unsere Verpflichtung erfüllt, aber schnell die Richtung geändert. Diese Erfahrung hat uns wertvolle Lektionen über die Entwicklung von KI-First-Produkten gelehrt.

    Was ist euer bester Tipp für Gründer, die sich derzeit in der Pre-Seed-Phase befinden?

    Seid leidenschaftlich und überzeugt, aber schaltet euer Ego aus, wenn ihr falsch liegt. Anpassungsfähigkeit wird in dieser chaotischen Technologielandschaft über den Erfolg entscheiden. Verliebt euch in das Problem, nicht in eure Lösung.

    Vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke!

  • HTGF Biotech-Jahr 2024 im Rückblick 

    HTGF Biotech-Jahr 2024 im Rückblick 

    Innovationen, Investments, Impact: Das HTGF Biotech-Jahr 2024 im Rückblick 

    Um einen Rückblick auf ein besonderes Biotech-Jahr zu werfen, haben wir uns mit den Investment-Professionals Dr. Laura Pedroza, Dr. Frank Hensel und Dr. Angelika Vlachou aus unserem Life Sciences-Team zusammengesetzt. 2024 war ein Jahr der großen Finanzierungsrunden und einem Milliarden-Exit im HTGF-Portfolio. Gleichzeitig bleibt die sinkende Investitionsbereitschaft in frühen Phasen eine Herausforderung. Doch auch auf politischer und struktureller Ebene gab es wichtige Entwicklungen: Dr. Angelika Vlachou ordnet zentrale Förderinitiativen ein, die den Innovationsstandort Deutschland stärken und zukunftsweisende Technologien wie Gen- und Zelltherapien vorantreiben sollen. 

     
    Welche Entwicklungen prägten den Biotech-Sektor in Deutschland und Europa im Jahr 2024? 

    Dr. Frank Hensel: 2024 war ein starkes Jahr für den Biotech-Sektor. Wir haben einige bedeutende Finanzierungsrunden gesehen, darunter Catalym und ITM. Und diese Entwicklung spiegelt sich auch in unserem HTGF-Portfolio wider. Insgesamt wurden mehr als 800 Millionen Euro an Anschlussfinanzierungen in Life-Sciences-Startups gesichert, insbesondere durch große Runden wie bei Tubulis, Alentis oder SciRhom. Ein absolutes Rekordjahr.  
     
    Ein wichtiger Faktor für diesen Erfolg war auch das erfolgreiche Fundraising großer Life-Science-Fonds. Unsere frühen Investitionen in innovative Wissenschaft und starke Gründerteams zahlen sich nun aus. Das gesamte Biotech-Ökosystem wird reifer, und immer mehr Unternehmen mit soliden Pipelines erreichen klinische Entwicklungsphasen. Dadurch werden sie auch für europäische und amerikanische Fonds zunehmend interessant.  

    Während Anschlussfinanzierungen früher eine große Herausforderung waren, sehen wir heute eine echte Chance, europäische Champions aufzubauen. Dies unterstützen wir auch mit dem im letzten Jahr gestarteten Wachstumsfonds, dem HTGF Opportunity, mit welchem wir die positiven Entwicklungen der späteren Runden auch finanziell bei ausgewählten Portfoliounternehmen unterstützen wollen.  
     
    Dr. Laura Pedroza: Gleichzeitig beobachten wir eine gegenläufige Entwicklung: Immer mehr Fonds ziehen sich aus frühen Finanzierungsphasen zurück, was die Pre-Seed- und Seed-Finanzierung anspruchsvoller macht. Besonders Runden im hohen einstelligen Millionenbereich, die die Entwicklung signifikant „derisken“, sind schwieriger geworden.  
    Da gerade diese Unternehmen die Champions von morgen sind, ist die Finanzierung in der frühen Phase durch den HTGF eine solide Basis für den ganzen Markt. In 2024 waren wir an rund der Hälfte aller Seed-Finanzierungsrunden in Deutschland beteiligt! 


    Wichtige Initiativen aus Deutschland – Eine Einordnung von Dr. Angelika Vlachou

    Biotechnologie ist eine der Zukunftstechnologien, die eine zentrale Rolle in Deutschland spielt. Dr. Angelika Vlachou, Partnerin beim HTGF, gibt einen Überblick über zentrale Initiativen, die den Fortschritt in Bereichen wie Gen- und Zelltherapie sowie die Unterstützung von Startups vorantreiben – von GoBio bis hin zu weiteren bedeutenden Initiativen im Bereich Gen- und Zelltherapien. 

    Fast doppelt so viel Finanzmittel konnte die deutsche Biotech-Branche in 2024 im Vergleich zum Vorjahr einwerben. Das Jahr 2024 war besonders: Im VC-Bereich geprägt durch wenige, einzelne Finanzierungsrunden, die außerordentlich hoch waren, während die Anzahl der Finanzierungsrunden – insbesondere in der frühen Phase vor Serie A – rückläufig war und deren Zustandekommen zunehmend herausfordernd. Das spiegelt sich auch in unserem Portfolio wider. 

    Neben großartigen Innovationen und Investorengeld braucht es Gründungswillige, professionellen Techtransfer und vor allem erfahrene Manager, um erfolgreiche Unternehmen zu bauen. Diese Faktoren sind zusammenzubringen und zu vernetzen, um exzellente Wissenschaft in die Kommerzialisierung zu führen. Wir haben eine großartige Forschung in Deutschland – doch um daraus mehr erfolgreiche Gründungen auf den Weg zu bringen, gibt es noch Potenzial nach oben.  Gezielter Technologietransfer und Translation in einer vorausschauenden Strategie legen den Grundstein für späteren Markterfolg.  

    Deutschland zeichnet viele einzelne Biotech-Cluster aus. Diese besser zu vernetzen und daraus einen schlagkräftigen europäischen Hub, ein dynamisches Start-up Ökosystem zu formen, ist eine zentrale Aufgabe. Die Neuauflage von Go-Bio ist sehr erfreulich, um den Transfer von Forschungsideen aus der lebenswissenschaftlichen Grundlagenforschung in die Anwendung zu unterstützen. Seit letztem Jahr gibt es mit Genenovate das erste deutschlandweite Entrepreneurship-Programm, um Wissenschaftler auf dem Gebiet der Gen- und Zelltherapien gezielt auf ihre Rolle als Unternehmern vorzubereiten. Davon brauchen wir mehr! 


     
     
    Welche langfristigen Trends und Entwicklungen haben sich herauskristallisiert? 

    Dr. Frank Hensel: Ein weiterhin starker Trend sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs). Bereits mit Emergence konnten wir einen erfolgreichen Exit verzeichnen, und mit Tubulis sowie Alentis haben wir bedeutende Player im Portfolio. 

    Ein weiteres zentrales Thema in 2024 war die Immunologie. Unsere frühe Investition in SciRhom aus dem Jahr 2016 zahlt sich aus: Das Unternehmen hat nun die finanziellen Mittel, um die Wirksamkeit in der klinischen Phase zu zeigen. Hier zeigt sich ganz klar der strategische Wert eines diversifizierten Portfolios – sowohl in Bezug auf Indikationen als auch Modalitäten. 

    Dr. Laura Pedroza: Zudem sehen wir ein enormes Interesse an KI-gestützten Lösungen. Besonders hervorzuheben ist die Aignostics-Finanzierungsrunde, ein Leuchtturmprojekt im Bereich KI-gestützter digitaler Pathologie mit Wurzeln an der Charité. KI wird sich zunehmend als wertvolles Tool in Biotech-Unternehmen etablieren und neue Möglichkeiten in Hinblick auf den Targetspace und die Assets eröffnen. 

    Blicken wir auf das HTGF-Portfolio. Wir haben 2024 Jahr einen Milliarden-Exit gesehen, aber auch viel Neugeschäft. Was hat dieses Jahr so besonders gemacht? 

    Dr. Frank Hensel: Neben den großen Finanzierungsrunden war der Exit von Cardior natürlich ein ganz besonderes Highlight für uns. Ein zweites Unicorn im Life-Sciences-Bereich macht uns stolz und ist Testament für die Stärke der deutschen Forschungslandschaft sowie die Qualität unserer exzellenten Gründerteams. 

    Dr. Laura Pedroza: Im Neugeschäft haben wir in Unternehmen wie Umlaut, TQ, Refoxy, TecRegen und SRTD investiert. Dabei setzen wir gezielt auf neue Modalitäten und Biologie mit hohem Risiko, aber eben auch hohem Potenzial. 
     
     

    Wie hat sich die Zusammenarbeit innerhalb der Biotech-Community weiterentwickelt? 

    Dr. Laura Pedroza: Eine enge Vernetzung ist essenziell. Der HTGF und seine Konsortium-Partner in der Frühphase haben es geschafft, nicht nur große europäische, sondern auch amerikanische Fonds einzubinden. Wir beobachten zudem immer mehr pan-europäische Teams, die die Biotech-Community weiter zusammenwachsen lassen. 
     

    Welche Tipps würdet ihr angehenden Biotech-Gründerinnen und -Gründern mit auf den Weg geben?  

    Dr. Frank Hensel: Für angehende Gründerteams ist der frühe Austausch mit relevanten Akteuren wie Pharmaunternehmen und VC-Investoren entscheidend. Wir setzen bereits in der Pre-Seed-Phase an, indem wir mit Technologietransferstellen, Universitäten und Forschungsinstituten zusammenarbeiten. Wir wollen die Teams schon vor der eigentlichen Gründung optimal vorbereiten. Unsere Botschaft: Der HTGF bleibt weiterhin nah and der starken Forschung in Deutschland und unterstützt die Translation in innovative Startups. 

  • HTGF brand new

    HTGF brand new

    HTGF brand new: Unser neues Corporate Design ist da


    Wir haben es getan: Ein neues Design, das zeigt, wer wir sind und wofür wir stehen – und das einem beeindruckenden Portfolio die Bühne überlässt. Im Jahr seines 20. Geburtstags präsentiert sich der HTGF mit einem neuen Markenbild.

    Als Venture Capitalist sind wir in den vergangenen Jahren stetig gewachsen: an Erfahrung, Expertise und Erfolgen.

    „Es war an der Zeit, diese Entwicklung sichtbar zu machen. Unsere neue visuelle Identität spiegelt sowohl die Vielfalt unseres Portfolios als auch die Bandbreite unseres Investmentansatzes wider. Gleichzeitig verkörpert sie die Energie unseres Teams, das jeden Tag dafür brennt, Gründerinnen und Gründer dabei zu unterstützen, mit ihren Ideen und Technologien die Welt zu verändern”,

    erklärt Geschäftsführerin Romy Schnelle den Schritt zum neuen Markenbild.

    So präsentiert sich der High-Tech Gründerfonds zukünftig nicht nur in neuem Design: Auch die Verwendung der Kurzform HTGF, die sich international längst etabliert hat, wird zum zentralen Namen in der gesamten Markenkommunikation.

    Brand Purpose

    Auch das deutsche Startup-Ökosystem hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Als einer der aktivsten Seed-Investoren Europas hat der HTGF an dieser Entwicklung einen großen Anteil haben dürfen: Seit 2005 investieren wir frühphasig in Tech-Startups – internationale Marktführer von morgen. Dabei investieren wir oft früher als andere, um cutting-edge Technologien und wegweisenden Geschäftsmodellen bereits ab der Pre-Seed-Phase den nächsten wichtigen Schritt zu ermöglichen.

    „Für uns als VC bedeutet das nicht nur, früh ins Risiko zu gehen, es erfordert vor allem: Menschenkenntnis“,

    sagt Romy Schnelle.

    Als ein wesentlicher Aspekt des Erfolgs vom HTGF und gleichzeitig Kern des Purpose gilt deshalb einmal mehr: Wir investieren in Menschen. „We invest in people“ bleibt auch im neuen Look eine zentrale Botschaft.

    Brand Personality first

    Wir begegnen Gründerinnen und Gründern auf Augenhöhe: Ein einfaches, aber unschlagbares Erfolgsrezept. So sind einige der innovativsten Startups Europas mit dem HTGF gestartet, weil unsere Partner:innen und Investment Manager:innen ihr Gespür für Gründer:innen und den richtigen Zeitpunkt bewiesen haben.

    „Für uns war folgerichtig, dass wir die für den Relaunch initiale Analysen unserer Markenpersönlichkeit – neben vielen Perspektiven aus unserem Team – auch mit unseren Portfolio-Startups durchführen wollten“,

    erklärt Claudia Seifert, Projektleiterin des Relaunchs, die Herangehensweise.


    Dazu fragten wir Gründerinnen und Gründer aus unserem Portfolio nach ihrem persönlichen Bild zur Marke HTGF. Mit dem beeindruckend deutlichen Ergebnis einerseits: Unsere Markenwerte sind auch nach außen lebendig und erlebbar – ob in der direkten Zusammenarbeit mit unseren Investment Professionals oder bei unserer Flagship-Conference dem „HTGF Family Day“.

    Andererseits war das Ergebnis verbunden mit dem deutlichen Auftrag zu einem Design-Relaunch: Der visuelle Auftritt der Marke HTGF war hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben.

    „Neben der Auswahl einer erfahrenen Agentur, die das Rebranding begleitet, ist es unerlässlich, den Blick für die Positionierung von innen nach außen zu wenden“,

    erläutert Claudia Seifert.

    Erfolgsvorteil Vielfalt: Tech Founders are different

    Eine große Stärke liegt in der Diversität unserer drei Investmentbereiche. Unsere Investment-Teams aus Industrial, Climate & Deep Tech, Life Sciences & Chemie sowie Digital Tech vereinen Expertinnen und Experten aus: Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung – mit tiefem und spezifischem Tech-Know-how, Gründungserfahrung und unternehmerischem Mindset. Tech Startups haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse, benötigen spezifischen Netzwerk-Support und ein tiefes Marktverständnis in den jeweiligen Geschäftsfeldern. Diese Diversität drücken wir im neuen Design mit unserem Farbverlauf als zentrales Visual aus.

    „Als VC sind wir genau wie unsere Startups in dynamischen Strukturen und Märkten unterwegs – ein Startup-Team zu sein bedeutet, sich in einem ständigen Transformationsprozess zu befinden. Deshalb bringt unser neues Design auch zum Ausdruck: Wir passen uns schnell und flexibel an neue Anforderungen an“,

    sagt Stefanie Grüter, Partnerin Communication & Relations.

    Neben der Farbigkeit unterstreicht das neue Design mit einem neuen Logo auch das Standing des HTGF in der deutschen und europäischen Venture Capital Szene: Die Wort-Bild-Marke setzt die vier Buchstaben HTGF selbstbewusst in Schwarz-Weiß und schafft damit ein Kontrast-Statement zum dynamischen Verlauf.

    „Variable, freistehende Elemente formen das „F“: Genau wie unsere Fonds selbst, die sich immer wieder neu zusammensetzen. Gleichzeitig illustriert das typografische Logo die zentralen Themen Performance und Wachstum“,

    erklärt Stefanie Grüter.

    🚀 Farbverlauf:  So vielfältig wie unser Portfolio. So dynamisch wie unser Investment Approach. So vielseitig wie unsere Expertise.

    Klares, internationales Logo: Nahbar, selbstbewusst und mit klarem Fokus – so arbeiten wir auch mit Startups, Partnern und Investoren in Deutschland, Europa und mit internationaler Strahlkraft.

    🌍 Markenpersönlichkeit: Familiär, nahbar, vernetzend und mit der Vision für eine erfolgreiche Zukunft – weil wir mehr geben als Kapital, weil wir mehr bieten als Investments.

    Neues Zuhause für Transparenz und Offenheit

    Auch räumlich hat der HTGF zum Launch des Designs und der Website ein neues Zuhause gefunden. Mit dem neuen Office an unserem Hauptstandort in Bonn können wir auch als Team zukünftig noch transparenter und nahbarer zusammenarbeiten.


    „Wir freuen uns sehr darauf, die neue Markenausrichtung in der nächsten Zeit für alle unsere Stakeholder erlebbar zu machen“,

    sagt Geschäftsführerin Romy Schnelle.


    Ihre Ansprechpartnerin bei Fragen zu unserem neuen Design oder zur Verwendung des Logos:

    Claudia Seifert,
    communications@htgf.de

  • Interview Dr. Achim Plum

    Interview Dr. Achim Plum

    Mit Erfahrung Neues schaffen: Der neue HTGF-Geschäfts­führer Dr. Achim Plum im Interview

    Innovationslust und Leidenschaft für Life Sciences – diese Eigenschaften zeichnen Dr. Achim Plum aus. Seit dem 1. Januar 2025 ist der promovierte Genetiker Teil der Geschäftsführung des High-Tech Gründerfonds (HTGF). Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Life-Sciences-Branche bringt er tiefes Fachwissen und Managementerfahrung ein. Im Interview spricht er über die Lehren aus seiner Karriere, seine neue Rolle und die Zukunft der Branche.

    Dr. Achim Plum, neues Mitglied der Geschäftsführung des HTGF

    Herzlich willkommen, Achim. Wir freuen uns sehr, dass du seit dem 1. Januar als Geschäftsführer neu bei uns an Bord bist.

    Dr. Achim Plum: Ich freue mich auch sehr. Es waren intensive erste Wochen, aber im besten Sinne. Der Dealflow beim HTGF ist beeindruckend, und die Kolleginnen und Kollegen bringen unglaublich viel Expertise mit. Das Team hat mich bei allen wichtigen Themen direkt eingebunden – dafür schon einmal einen herzlichen Dank! Die Einarbeitung fällt mir dadurch leicht, und ich freue mich darauf, in den nächsten Wochen noch viel tiefer einzutauchen, unsere großartigen Partner kennenzulernen und gemeinsam mit dem Team, unseren Portfolio-Unternehmen und Fondsinvestoren das Start-up-Ökosystem weiter zu stärken und Innovation voranzutreiben.

    Was ist dir wichtig bei der Zusammenarbeit?

    Dr. Achim Plum: Ich persönlich funktioniere am besten in Teams, die eine hohe intrinsische Motivation und einen starken Anspruch an sich selbst haben. Meine Aufgabe sehe ich darin, mit meinem Team eine klare Vision zu entwickeln und es zu unterstützen, diese Vision gemeinsam umzusetzen – und dabei möglichst viel Spaß zu haben. Ein respektvoller Umgang, Transparenz und eine offene Unternehmenskultur sind dabei essenziell. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Kreativität und Leistung Hand in Hand gehen.

    Was hast du beim HTGF vor?

    Dr. Achim Plum: Der HTGF feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum und hat seitdem Großartiges erreicht. Gleichzeitig sehe ich Chancen und auch die Notwendigkeit, unsere Value Proposition – also unser Angebot für Gründer:innen und Fondsinvestoren – kontinuierlich weiterzuentwickeln. Aus unserer Stärke heraus können wir weiter wachsen, unser Portfolio noch besser unterstützen und den Mehrwert für Gründer:innen und Partner:innen steigern.

    Was reizt dich an deiner neuen Aufgabe beim HTGF?

    Dr. Achim Plum: Der HTGF hat als Public-Private-Partnership einen klaren Auftrag: Er soll als Katalysator im Start-up-Ökosystem wirken und die Innovationskraft Deutschlands stärken. Die Doppelrolle zwischen öffentlichem Auftrag und dem Anspruch, ein finanziell erfolgreicher Investor zu sein, macht die Aufgabe besonders spannend. Die Mission des HTGF ist ja, Start-ups mit innovativen Technologien und Geschäftsmodellen zu finanzieren und zusammen mit den Gründer:innen zukünftige Marktführer zu formen. Ich finde es sehr aufregend, diese Mission nun mit voranzutreiben – natürlich besonders im Bereich Life Sciences, den ich schwerpunktmäßig betreuen werde. Hier können wir stolz sein auf hochkarätige Start-ups und spektakuläre Exits. Ich möchte unsere Position als „Smart Money for Life Sciences“ weiter stärken und ausbauen.

    Du sprichst Life Sciences an: Dein Hintergrund liegt in diesem Bereich.

    Dr. Achim Plum: Genau. Ich bin promovierter Genetiker und seit 25 Jahren in der Life-Sciences-Industrie tätig. Dabei habe ich Unternehmen in der Früh- und Wachstumsphase, aber auch große Technologiekonzerne kennengelernt. Ich habe auf meinem Weg viele innovative Technologien und Geschäftsmodelle kennengelernt, Unternehmen aufgebaut, umgebaut und – manchmal leider auch – abgebaut. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, was Start-ups, aber auch etablierte Unternehmen, wirklich brauchen und wie man die Zusammenarbeit zwischen ihnen produktiv gestaltet.  

    Und in dieser Zeit hast du auch zwei Börsengänge begleitet. Wie stehen wir in Deutschland in diesem Bereich deiner Meinung nach da?

    Dr. Achim Plum: Der deutsche Kapitalmarkt ist nach wie vor recht risikoavers, was ihn in einigen Bereichen weniger dynamisch macht. Ein weiterer Punkt ist, dass hierzulande große Pensionsfonds als wichtige Akteure fehlen, die in anderen Ländern oft eine zentrale Rolle spielen. Für umsatz- und insbesondere profitgetriebene Equity Stories funktioniert der Markt zwar ganz gut, aber bei Unternehmen aus der Life-Science-Branche wird es schwieriger. Diese Unternehmen sind oft sehr kapitalintensiv, da sie klinische Studien finanzieren müssen oder in einem stark regulierten und konservativen Umfeld agieren. In der risikoreichen Entwicklungsphase kommt dann häufig der Punkt, an dem der Börsengang (IPO) als einzige Finanzierungsoption bleibt – z.B. wenn sich noch keine Pharmaunternehmen als Entwicklungspartner oder Käufer findet. Und hier zeigt sich: An der Nasdaq kann das noch ganz gut funktionieren, in Europa eher nicht. Wenn die Aktionäre eines R&D-getriebenen Technologie-Unternehmens unmittelbar nach dem Börsengang Dividendenausschüttung erwarten, weiß das Management, dass es am falschen Börsenplatz gelistet ist… Aber ich bin optimistisch, dass sich die Einstellung dazu auch hierzulande verbessern wird… Sie muss es.

    Du hast in deinen vorherigen Stationen die Finanzierungsperspektiven von Unternehmen in allen Entwicklungsstadien kennengelernt. Magst du ein paar Learnings mit uns teilen?

    Dr. Achim Plum: Es gibt ein paar Weisheiten, die ich auf diesem Weg gesammelt habe, die aber nie alt werden:

    Go for Smart Money, not Easy Money

    Listen, Listen, Listen & Learn

    Funding follows strategy

    Stay focused & deliver

    Das bezieht sich eigentlich alles auch auf die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und Corporates. Was sind deine Erfahrungen in diesem Bereich?

    Dr. Achim Plum: Die größte Herausforderung ist oft das gegenseitige Verständnis. Das lässt sich oft nur mit dem englischen Begriff „Lost in Translation“ beschreiben. Die Kulturen und ökonomischen Rahmenbedingungen sind oft sehr unterschiedlich. Da ich beide Seiten kenne, habe ich gelernt, wie man hier Brücken baut. Heute sind Konzerne aber auch besser aufgestellt, um mit Start-ups zusammenzuarbeiten. Das Insourcing – also die Eingliederung von innovativen Technologien – ist jetzt eher der Standard als die Ausnahme. Dazu trägt auch die Arbeit des HTGF bei. Wir bringen Start-ups mit Mittelständlern und Konzernen zusammen und schaffen so Mehrwert an vielen Punkten der Wertschöpfungskette in Form von Kooperationen oder M&A für alle Beteiligten.

    Was sind deine Tipps für Gründer:innen im Life Science Bereich?

    Dr. Achim Plum: Ganz kurz und knapp: Exzellente Wissenschaft ist der Schlüssel – aber sie allein reicht nicht aus; sucht keine Probleme für Eure Lösung, entwickelt Lösungen für reale Probleme; habt den Mut, die Dümmsten in Eurem Team zu sein.

    Wo stehen wir im Bereich Life Sciences aktuell? Welche Entwicklungen fallen dir besonders auf?

    Dr. Achim Plum: Wir können heute – dank moderner Hochdurchsatztechnologien –riesige Mengen hochaufgelöster biologischer Daten sehr kostengünstig erzeugen. Gepaart mit fortschrittlichen Methoden der Datenanalyse und KI besteht damit z.B. die Möglichkeit, Krankheitsmechanismen bessern zu verstehen und daraus neue Therapieansätze abzuleiten und effizienter zu entwickeln. Diese lassen sich durch klassische Small Molecule Drugs, Biologicals und (Stamm-)Zelltherapien realisieren. Genome Editing eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der Gentherapie. Zudem werden wir immer mehr entscheidungsunterstützende Systeme in der medizinischen Diagnostik sehen, die auf großen, heterogenen Datensätzen aufbauen und deren Algorithmik mit Hilfe von KI entwickelt wurde, die perspektivisch, aber auch aktive KI enthalten werden. 

    Und wenn wir noch weiter in die Zukunft blicken – was siehst du langfristig?

    Dr. Achim Plum: Langfristig sehe ich großes Potenzial in der synthetischen Biologie. Sie könnte uns helfen, große Herausforderungen wie den Klimawandel oder den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu bewältigen. Gleichzeitig wird die Medizintechnik weiter voranschreiten. Man denke nur an intelligente Implantate, innovative Mensch-Maschine-Schnittstellen oder implantierbare Biosensoren, die frühzeitige und optimierte medizinische Interventionen ermöglichen können.

    Der HTGF ist durch seine Vernetzung in der Forschungslandschaft sehr gut positioniert, solche Zukunftsthemen frühzeitig zu erkennen und mit seinen Portfoliounternehmen nach vorne zu bringen.

    Zum Schluss: Wenn du dich mal nicht intensiv mit dem Start-up-Ökosystem und der Zukunft von Life Science beschäftigst, was machst du dann?

    Dr. Achim Plum: Du meinst privat? Ich bin ein passionierter Fotograf, koche gerne für meinen Partner und Freunde, genieße das Berliner und Köln-Bonner Kulturangebot und verreise gerne und viel. Aber es darf auch mal ein gutes Buch bei einem Rotwein vor dem Kamin sein.

  • HTGF-Rückblick 2024

    HTGF-Rückblick 2024

    HTGF-Jahr 2024: Rekorde im schwierigen Umfeld und bedeutende Veränderungen

    Rekord bei den Anschlussfinanzierungen, Start-ups mit Milliardenbewertung, aber auch ein wirtschaftlich herausforderndes Umfeld: So fasst die Geschäftsführung das Jahr 2024 des High-Tech Gründerfonds zusammen. Romy Schnelle und Dr. Alex von Frankenberg blicken zurück auf ereignisreiche Monate.

    Dr. Alex von Frankenberg und Romy Schnelle, Geschäftsführung des High-Tech Gründerfonds

    2024 ist ein Jahr der Veränderung beim HTGF.

    Romy Schnelle: Absolut. 2024 war voller Dynamik – mit vielen positiven Entwicklungen, aber auch großen Veränderungen. Ein wichtiges Ereignis ist natürlich der Abschied von Guido Schlitzer, der uns als Co-Geschäftsführer verlässt. Wir möchten hier nochmal die Gelegenheit nutzen und Guido für seine Zeit beim HTGF danken.

    Alex von Frankenberg: Gleichzeitig freuen wir uns sehr auf Dr. Achim Plum. Er bringt hervorragende Erfahrungen im Bereich Life Sciences mit, in dem er mehrere Unternehmen in der Früh- und Wachstumsphase mit aufgebaut und zwei Börsengänge begleitet hat. Wir freuen uns sehr, dass er direkt zum 1. Januar startet und mit uns gemeinsam die nächsten Schritte geht.

    2024 war wirtschaftlich herausfordernd. Wie hat sich der HTGF in diesem Umfeld geschlagen?

    Alex von Frankenberg: Das Jahr war für uns sehr erfolgreich. Wir sind erneut einer der aktivsten Frühphaseninvestoren in Deutschland und Europa und haben bei den Anschlussfinanzierungen einen neuen Rekord aufgestellt: Über eine Milliarde Euro konnten unsere Portfolio-Unternehmen 2024 in Folgerunden von Investoren einsammeln. Das zeigt: Kapital ist weiterhin verfügbar. Ganz wichtig dabei, dass es die richtigen Unternehmen erreicht. Unser Portfolio ist hier gut aufgestellt, und wir sehen, dass unsere Start-ups auch in schwierigen Zeiten überzeugen können.

    Romy Schnelle: Es war definitiv kein einfaches Jahr, aber es hat gezeigt, was wir als Team erreichen können. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen haben wir gemeinsam mit unseren Fondsinvestoren und Portfolio-Unternehmen viel bewegt. Dafür möchten wir uns bei unserem Team und unseren Partnern herzlich bedanken.

    Wie ist die Stimmung bei den Start-ups angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen?

    Romy Schnelle: Natürlich spüren viele Start-ups die aktuellen Rahmenbedingungen. Besonders im B2B-Bereich gibt es Herausforderungen, etwa bei der Kundenakquise, weil Unternehmen insgesamt vorsichtiger agieren. Bei Anschlussfinanzierungen spüren viele Start-ups zudem, dass Investoren selektiver geworden sind – obwohl viel Kapital im Markt ist.

    Alex von Frankenberg: Fokus ist entscheidend. Gerade in schwierigen Marktbedingungen zeigt sich, wie wichtig Kapitaleffizienz, ein klarer Produktfokus und gutes Management sind. Die besten Teams schaffen es auch in solchen Zeiten zu überzeugen und starke Finanzierungen abzuschließen. Und die Vergangenheit zeigt: Viele der erfolgreichsten Unternehmen sind in Krisenzeiten entstanden.

    Welche Trends seht ihr aktuell im Portfolio des HTGF?

    Alex von Frankenberg: Ein großes Thema sind etwa die Bereiche Climate Tech und Energy. Ein Beispiel ist unser Portfolio-Unternehmen Proxima Fusion, das auf beeindruckende Art und Weise daran arbeitet, saubere Energie durch Fusionskraft nutzbar zu machen. Sie haben im April eine Seed-Finanzierung über 20 Millionen Euro abgeschlossen. Das Unternehmen baut auf den bahnbrechenden Ergebnissen des Experiments Wendelstein 7-X (W7-X) auf, dem weltgrößten Stellarator am Max-Planck-IPP, in den die deutsche Regierung und die Europäische Union 1,3 Milliarden Euro investiert haben.

    Romy Schnelle: Auch in anderen Bereichen sehen wir spannende Entwicklungen. Plancraft, ein Anbieter von Softwarelösung zur Digitalisierung von Arbeitsprozessen im Handwerk, oder doinstruct, eine Plattform für digitale Schulungen in der Industrie, haben zuletzt beeindruckende Fortschritte gemacht und konnten Investoren wie Creandum überzeugen.

    Alex von Frankenberg: Besonders erfolgreich waren auch Portfolio-Unternehmen aus dem Life Science Bereich, die große Finanzierungsrunden – auch in späteren Wachstumsphasen – abgeschlossen haben. Beispielweise Tubulis, ein Unternehmen, das Antikörper-Wirkstoff-Konjugate für die Krebstherapie entwickelt oder SciRhom, das sich auf die Behandlung schwerer Autoimmunerkrankungen spezialisiert hat.

    Romy Schnelle: Deshalb ist es wichtig, dass wir mit dem Opportunity Fonds Start-ups aus unserem Portfolio auch in späteren Finanzierungsrunden mit bis zu 30 Millionen Euro in der Wachstumsphase unterstützen können. Eines der ersten Start-ups, das wir auf diese Weise finanziert haben, ist Aignostics, die ein KI-Model für die Pathologie entwickeln und das Potenzial haben, so gezielter Therapien anbieten und die Entwicklungszyklen in der Pharmaindustrie verkürzen zu können.

    Anfang des Jahres konntet ihr mit dem Exit von Cardior einen bedeutenden Erfolg verzeichnen. Was macht diesen Exit so besonders?

    Romy Schnelle: Cardior entwickelt RNA-basierte Therapien, um Herzkrankheiten vorzubeugen, zu behandeln und umzukehren. Das Unternehmen wurde von Novo Nordisk übernommen: Mit einer Bewertung von bis zu 1,025 Milliarden Euro war es ein herausragender Erfolg für das Team und ein großer Schritt für die Forschung in diesem Bereich. Es zeigt, wie bedeutend deutsche Start-ups auf globaler Ebene sein können – und welchen Mehrwert sie für Betroffene und die Wissenschaft schaffen.

    Mit EGYM hat der HTGF ein neues deutsches Unicorn im Portfolio. Was macht diese Erfolgsgeschichte aus?

    Alex von Frankenberg: EGYM begleite ich seit über 10 Jahren als Investment Manager, und das Team hat in den letzten Jahren wirklich Großartiges geleistet. Die Pandemie brachte große Herausforderungen, aber sie haben klug reagiert. Mit dem Aufbau der Business Unit “Wellpass” bieten sie Unternehmen Firmenfitness für Mitarbeitende an und haben mit diesem Schritt eine wichtige Entscheidung getroffen. Heute wächst EGYM kontinuierlich und ist profitabel. Ich bin sicher, dass diese Erfolgsgeschichte noch lange nicht zu Ende erzählt ist.

    Der HTGF feiert 2025 sein 20-jähriges Bestehen. Wie hat sich das Start-up-Ökosystem in dieser Zeit verändert?

    Romy Schnelle: Das Ökosystem ist heute deutlich professioneller. Gründerinnen und Gründer sind sicherer und schneller in der Umsetzung ihrer Ideen, was sie mutiger macht. Gleichzeitig ist die Relevanz von Start-ups im gesamtwirtschaftlichen Kontext enorm gestiegen.

    Alex von Frankenberg: Absolut. Die Konzepte sind reifer, die Unternehmen weniger fehleranfällig. Und selbst wenn Fehler passieren, können sie durch höhere Finanzierungen besser abgefedert werden. Früher waren Start-ups oft fragiler, heute sind selbst junge Unternehmen sehr solide aufgestellt.

    Was dürfen wir 2025 im Jubiläumsjahr des HTGF erwarten?

    Romy Schnelle: 2025 wird ein besonderes Jahr für uns. Wir planen anlässlich unseres 20-jährigen Bestehens einen besonderen Family Day in Berlin, der noch stärker auf Networking ausgerichtet ist, und natürlich eine große Geburtstagsparty. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für unseren fünften Fonds auf Hochtouren – ein klares Zeichen, dass wir langfristig in zukunftsweisende Start-ups investieren wollen.

    Alex von Frankenberg: Für den HTGF und das gesamte Start-up-Ökosystem bietet 2025 viele Chancen. Mein Wunsch ist, dass wir wirtschaftlich und politisch mehr Stabilität erleben. Eine Stabilität, die auch beim HTGF wichtig ist – und für die wir auch sorgen werden, wenn mein Vertrag wie angekündigt im kommenden Jahr ausläuft. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Team und die neue Geschäftsführung die Erfolgsgeschichte erfolgreich fortführen und ausbauen werden. Wir arbeiten in den kommenden Monaten gemeinsam daran, den HTGF in diese neue Phase zu führen. Die Erfolge der letzten 20 Jahre demonstrieren das außerordentliche Technologie- und Gründungspotential in Deutschland.

  • Scavenger AI: Datengetriebene Entscheidungen in Unternehmen

    Scavenger AI: Datengetriebene Entscheidungen in Unternehmen

    Scavenger AI: Die smarte Lösung für datengetriebene Entscheidungen in Unternehmen

    Die Welt der Datenanalyse ist oft komplex und ressourcenintensiv. Das KI-Start-up Scavenger AI will dies ändern und Unternehmen dabei unterstützen, wertvolle Erkenntnisse aus ihrer Datenflut zu gewinnen. Wir haben uns mit den Gründern Felix Beissel und Maximilian Hahnenkamp zusammengesetzt, um mehr über ihre Vision, die Herausforderungen und den kürzlich erfolgten Markteintritt zu erfahren.


    v. l. n. r. Felix, Maximilian und Anna von Scavenger AI (Bild: Scavenger AI)

    Erzählt mal, wie kam es zur Gründung von Scavenger AI? Was hat euch inspiriert?

    Maximilian: Felix und ich haben früher beide in Konzernen gearbeitet und gesehen, wie umständlich das Arbeiten mit Daten ist, die im Überfluss vorhanden sind. Alle sagen, dass es extrem wichtig ist, diese Daten zu nutzen, um Entscheidungen zu treffen, aber im Endeffekt machen es die wenigsten. Oft fehlt es an Zeit, Ressourcen oder technischen Kenntnissen, um tief in die Datenflut einzutauchen und gute Insights zu generieren. Das ist ein riesiges Problem für Unternehmen, die auf Daten angewiesen sind. Wir dachten, es müsse einfacher gehen, haben einen kleinen Prototyp gebaut und gesehen, dass es funktioniert. Und dann noch während unseres Studiums in Mailand losgelegt.

    Wie profitieren Unternehmen von Scavenger AI?

    Felix: In unseren vorherigen Organisationen konnten vielleicht fünf Prozent der Menschen mit Datenbanken umgehen. Mit unserer Software ermöglichen wir das direkt zu 100 Prozent. Jeder kann Scavenger AI nutzen und Fragen an die Datenbank stellen. Darüber hinaus bieten wir für jede Frage auch gleich konkrete Handlungsempfehlungen an. Wir automatisieren Arbeiten, die vorher nur Consultants oder Data Analysts gemacht haben. Dadurch sparen Unternehmen sehr viel Zeit und Geld. Gleichzeitig bekommen sie bessere Analyseergebnisse. Unsere Kunden schätzen das vor allem in Bereichen wie Supply Chain, Planung, Produktstrategie oder auch im Manufacturing.

    Datenanalyse mit Scavenger AI

    Ihr habt schon kurz nach der Gründung Ende 2023 erste Auszeichnungen gewonnen und konntet dann Anfang 2024 eine Pre-Seed-Runde angeführt durch den HTGF abschließen. Wie habt ihr die Anfangszeit erlebt und was ist seit der Runde passiert?

    Felix: In der Anfangszeit ging es vor allem darum, Traction zu bekommen. Bereits vor der Pre-Seed-Runde standen wir in Kontakt mit Unternehmen aus der Industrie, um Feedback zu unserem MVP zu erhalten. Die Finanzierungsrunde hat es uns ermöglicht, das Team zu vergrößern und darüber sind wir sehr froh. Denn unser Erfolg steht und fällt mit einem starken Team, gerade in der Softwareentwicklung. Und unsere Founders’ Associate Anna, die uns seit Sommer tatkräftig an allen Fronten unterstützt, trägt maßgeblich dazu bei, dass wir weitere Kunden gewonnen haben.    

    Maximilian: Wir sind nun zwölf Köpfe, verteilt auf unterschiedliche Standorte unter anderem in Mailand, Wien und Deutschland. Wir haben Coworking Spaces in Köln und sind in Frankfurt gegründet. Langfristig wollen wir näher zusammenrücken und ein eigenes Büro finden. Aktuell sind wir auf der Suche nach einem Data Scientist sowie Unterstützung im Business Development und Sales. Interessierte können sich gerne direkt bei uns melden.

    Ihr konntet schnell erste Kunden gewinnen und habt kürzlich euren Markteintritt verkündet.

    Felix: Wir haben vor dem Markteintritt intensiv mit den Kunden gesprochen und alles sorgfältig vorbereitet. Es war ein natürlicher Prozess: Wir haben unsere Software mit einem Pilotkunden gestartet, der sie dann genutzt hat, und weitere Kunden kamen schnell hinzu. Wichtig war insbesondere, dass wir vorab sehr viel mit den Kunden gesprochen und mehr als 300 Interviews geführt haben. So konnten wir das Produkt möglichst nah an ihren Bedürfnissen entwickeln.

    Maximilian: Und unsere Lösung ist sehr schnell beim Kunden einsetzbar. Wir sagen immer ein bis zwei Wochen. Es gibt individuelle Fälle, wo es länger dauert, aber es geht oft auch schneller.

    Was steht nach dem Markteintritt nun auf eurer Agenda?

    Maximilian: Vor allem weitere Kunden gewinnen und unser Produkt weiterentwickeln. Die Produktentwicklung bleibt immer ein zentrales Thema, um konkurrenzfähig zu bleiben. Unser Fokus liegt zudem darauf, unsere Seed-Runde im nächsten Jahr erfolgreich zu meistern. Wir wollen die richtigen Zahlen erreichen, um dann eine erfolgreiche Runde hinlegen zu können.

    Felix: Auf der Produktseite sehen wir, dass es mehr Wettbewerb gibt. Dieser kommt aber eher aus der Tech-Perspektive und weniger mit dem Fokus auf den Anwender aus der Industrie. Unsere Chance liegt darin, ein Tool zu bieten, das die konkreten Herausforderungen des Mittelstands besser abdeckt. Da sehen wir unsere Stärke, weil wir ihre Probleme sehr gut lösen können und einen großen Nutzen bieten. Unsere Lösung ist aber genauso sinnvoll für Großkonzerne und wird aktuell bereits bei mehreren in der Testphase eingesetzt, u. a. bei einem großen Telekommunikationsanbieter.

    Was sind eure Tipps für Gründer:innen in der Anfangsphase?

    Maximilian: Zwei Punkte: Erstens, so früh wie möglich ohne fertiges Produkt auf Kunden zugehen und versuchen, das, was man im Kopf habt, zu verkaufen. Nur so lernt man, worauf diese wirklich Wert legen. Zweitens, ein pragmatischer Ansatz ist entscheidend. Man muss einfach machen, auch viel Drecksarbeit, und konsistent dranbleiben. Das führt letztlich zum Erfolg.

    Felix: Zum einen ist es meiner Meinung nach sehr schwierig, ein Unternehmen zu gründen und aufzubauen, wenn man nebenbei einer weiteren Tätigkeit nachgeht. Und dann ist es auch wichtig, sich Rat zu holen und sein Netzwerk zu nutzen. Wir haben viele kluge Leute um uns herum, die uns immer gerne unterstützen und weiterhelfen.

    Vielen Dank für eure Zeit und die wertvollen Einblicke!

  • Cyclize-Interview: Kunststoffabfall und Kreislaufwirtschaft

    Cyclize-Interview: Kunststoffabfall und Kreislaufwirtschaft

    Kunststoffabfall und Kreislaufwirtschaft: Maike Lambarth und Dominik Novakovic von Cyclize im Gespräch

    Das HTGF-Portfoliounternehmen Cyclize recycelt Kunststoffabfälle unter Zugabe von CO2 zu Synthesegas für chemische Prozesse. Im Interview teilen die Mitgründer Maike Lambarth und Dominik Novakovic ihre Erfahrungen und Herausforderungen bei der Gründung des Climate Tech-Unternehmens. Sie berichten, wie alles angefangen hat – von der ersten Idee bis zum Aufbau einer größeren Versuchsanlage. Außerdem geben sie wertvolle Tipps für Gründer:innen. Ganz wichtig dabei: Durchhaltevermögen und Teamzusammenhalt.


    Wie kam es zu der Idee von Cyclize und zur Gründung?

    Maike Lambarth: Wir haben an der Universität Stuttgart an einem Projekt gearbeitet, in dem es darum ging, aus CO₂ Schiffsdiesel herzustellen. Unser Part war es, einen Plasmareaktor zu entwickeln, der CO₂ spalten kann. Stephan Renninger, unser jetziger CTO, hat damit im Herbst 2018 angefangen und ich bin Anfang 2019 dazu gestoßen.

    Wir waren beide wissenschaftliche Mitarbeiter mit Ingenieurshintergrund und hatten bis dato wenige Berührungspunkte mit Plasma. Diese Unbefangenheit erwies sich als Vorteil, da wir ohne festgefahrene Vorstellungen an das Thema herangehen konnten und verfolgten einen unkonventionellen Ansatz. Etwa ein Jahr später stieß unser späterer Mitgründer Jan Stein zu uns. Er war zu Beginn als Student dabei und hat von Anfang an wertvolle Arbeit geleistet. Als das Forschungsprojekt dann endete, mussten wir zusammenfassen, dass die CO2-Spaltung technisch zwar sehr gut funktionierte, diese jedoch durch ihren hohen Energiebedarf bis hin zur Herstellung von Diesel heute und auf absehbare Zeit unwirtschaftlich war.

    Wir wussten aber, dass wir mit unserem sehr effizienten Plasmareaktor Kohlenstoff recyceln können. Die Frage war also, ob es eine andere wirtschaftliche Anwendung gibt. Stephan hatte schließlich die Idee, Kunststoffabfälle zu nutzen. Das hatte zwei entscheidende Vorteile: Zum einen erhielten wir dadurch eine zusätzliche Kohlenstoffquelle, zum anderen eine Energiequelle. So konnte der Bedarf an elektrischer Energie erheblich reduziert werden, wodurch das Verfahren unter heutigen Marktkonditionen wirtschaftlich tragfähig ist. Die Idee für Cyclize war geboren!

    Und dann bist du zum Team gestoßen, Dominik.

    Dominik Novakovic: Ja, richtig. Es stellte sich die Frage, welche Fördermöglichkeiten am besten geeignet wären, um die Technologie aus der Forschung in die Anwendung zu bringen. Im Zuge der Bewerbung für den EXIST-Forschungstransfer wurde klar, dass jemand mit betriebswirtschaftlichem Know-how benötigt wurde, und so stieß ich 2022 dazu. Wir sind mit der Förderung durch den EXIST-Forschungstransfer gestartet, haben im Rahmen dessen viele technische Meilensteine erreicht, uns weiter als Team geformt und großes Interesse vom Markt erhalten, was schließlich 2023 zur Gründung der GmbH geführt hat.

    Cyclize Gründerteam: links, unten Dominik Novakovic, oben Jan Stein, mitte, Maike Lambarth und rechts, Stephan Renninger (Bild: Cyclize)

    Ihr richtet euch an die Chemieindustrie. Wie profitiert diese von eurer Lösung?

    Maike Lambarth: „To cyclize“ bedeutet im Englischen, eine Kohlenstoffkette zu einem Kreis zusammenzuschließen. Wir können mit Cyclize drei Aspekte abdecken: Erstens können wir fossile Einsatzstoffe wie Erdgas ersetzen, indem wir Synthesegas herstellen, das als Grundbaustein für viele Produkte dient. Zweitens können wir Kohlenstoff recyceln und damit Kunststoffabfälle verwerten, die bisher nicht recycelt werden können. Dabei brauchen wir keine Vorsortierung, sondern können gemischte, verklebte, beschichtete oder mit anderen Materialien gefüllte Kunststoffe recyceln. Unser Prozess erzeugt Gas, das verglichen mit flüssigen Produkten einfach zu reinigen ist. Drittens können wir neben Kunststoffabfällen auch CO2 recyceln und zur Herstellung von neuen Kunststoffprodukten nutzen. Dies ist eine seltene Fähigkeit, da die meisten Technologien CO2 nur abtrennen und lagern, jedoch nicht stofflich verwerten.

    Dominik Novakovic:  Ein weiterer entscheidender Faktor zur Skalierung unserer Lösung in der chemischen Industrie ist die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Die chemische Industrie steht vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf CO2-Emissionen und die Nutzung fossiler Ressourcen. Unsere Lösung bietet ein Verfahren, das preislich mit bestehenden Lösungen konkurrieren kann, und damit ein wesentlicher Baustein der zukünftigen Chemieindustrie sein kann.

    Wir beobachten, dass in der Industrie ein großer Druck besteht, Prozesse zu entwickeln, die nicht auf fossilen Brennstoffen basieren, und dass Lösungen gefragt sind, die wirtschaftlich konkurrenzfähig sind. Unsere Technologie kann diese Anforderungen erfüllen. Es ist nicht nur wichtig, einen Prozess zu bieten, sondern auch sicherzustellen, dass die Lösung skalierbar und marktfähig ist.


    Wo haben sich eure Wege mit dem HTGF gekreuzt?

    Dominik Novakovic:  Deutschen Start-ups im Hardware-Bereich ist der HTGF ein Begriff. Wir haben schon früh Kontakt aufgenommen. Eine entscheidende Begegnung fand dann auf dem Chemistry Pitch Day 2023 statt. Das Team verfügt über umfassende Expertise und weiß sehr gut, wie erfolgreiche Hardwareunternehmen aufgebaut und skaliert werden. Wir sind sehr froh, dass der HTGF jetzt Teil unserer Reise ist.

    Stichwort Skalierung: Womit beschäftigt ihr euch aktuell und was sind die nächsten Herausforderungen?

    Maike Lambarth: Mit unserem Demonstrator an der Uni Stuttgart bieten wir Versuchsreihen an: Firmen stehen vor der Herausforderung der Zirkularität und der Nettonull für ihre bestehenden Produkte. Wir bieten hier eine passende Lösung. Die Unternehmen senden uns entweder Industrieabfälle oder auch End-of-Life Produkte zu, die sie in Zukunft recyceln wollen. Ziel ist, zu testen, inwieweit unsere Technologie eine wirtschaftliche Lösung darstellt.

    Zusätzlich arbeiten wir gerade an der Inbetriebnahme eines deutlich größeren Demonstrators, der bereits semi-kontinuierlich und in industrienaher Umgebung läuft. Die Universität Stuttgart bietet hier mit ihrem eigenen Forschungskraftwerk eine hervorragende Infrastruktur. Ab 2025 ist unsere große Aufgabe, die erste Pilotanlage in einem Chemiepark zu realisieren. Das bildet die Grundlage für unsere erste kommerzielle Chemieanlage im industriellen Umfeld eines Chemieparks.

    Es gibt also viel zu tun. Sucht ihr aktuell Verstärkung?

    Dominik Novakovic:  Im ersten Jahr sind wir bereits stark gewachsen und sind jetzt ein interdisziplinäres Team von über zehn Kolleg:innen. Wir sind immer auf der Suche nach Personen, die Erfahrung und Expertise in unserem Bereich mitbringen und mit uns die Chemieindustrie defossilisieren.

    Was wären eure drei Ratschläge für (angehende) Gründer:innen im Hardware-Bereich?

    Maike Lambarth: Mein erster Tipp wäre, sich nicht entmutigen zu lassen, denn gerade im Hardware-Bereich begegnet man viel Pessimismus. Man hat uns oft gesagt, dass es nicht funktionieren wird, dass wir zu viel Geld brauchen und dass die Technologie schwierig zu skalieren sei.  Entgegen diesen Einschätzungen haben wir eine sehr erfolgreiche  Seed-Runde über 4,75 Millionen Euro abgeschlossen und erhalten zahlreiche Anfragen aus dem Markt. Man darf also seinen Weg gehen und an seine Vision glauben.

    Dominik Novakovic: Mein Rat ist, von den Erfahrungen anderer zu lernen. Es gibt so viele Menschen, die den Weg der Unternehmensgründung gegangen sind, erfolgreich oder nicht. Ihre Erfahrungen sind wertvoll und können helfen, den eigenen Weg zu finden. Man sollte eine konkrete Vorstellung haben, aber auch offen gegenüber der Expertise und Erfahrungen anderer sein.

    Maike Lambarth: Und unser dritter Punkt: Zeit ins Team investieren. Oft scheitert es an diesem Punkt. Wir haben schnell gelernt, dass es wichtig ist, sich regelmäßig zusammenzusetzen und auch über zwischenmenschliche Dinge zu sprechen.

    Vielen Dank für die spannenden Einblicke!

  • Blog: This is how we did it – COLIPI

    Blog: This is how we did it – COLIPI

    This is how we did it – Folge 6 mit Maximilian Webers, Co-Founder & CEO von COLIPI

    COLIPI entwickelt ein industriell-biotechnologisches Verfahren, um klimaschädliches CO2 und kohlenstoffhaltige Industrieabfälle in Climate Oil umwandelt. Das Produkt ist eine nachhaltige und klimaneutrale Alternative zu Palmöl und Erdöl und hat das Potential, der weltweit schnellste und damit kostengünstigste CO2-transformierende Bioprozess zu werden.

    In unserem Interview spricht Maximilain Webers, Co-Founder & CEO von COLIPI, über die Klimakrise als Chance für neue Lösungen, über den Sprung oder Wurf ins kalte Wasser und darüber, wie man trotz Herausforderungen und großer persönlicher Verantwortung die Gründungserfahrung genießen kann.


    Maximilian Webers, Co-Founder und CEO von COLIPI (Image: COLIPI)

    Welche Chancen hat die Krise für euch als junges Unternehmen eröffnet?
    Die ganz große strategische Krise ist die Klimaerwärmung. Diese bestimmt das Leben der Menschen über Generationen und zwingt Industrien komplett neu zu denken. Besonders Erdöl muss ausgephast werden, wobei der Bedarf nach Kohlenwasserstoffen weiter hunderte Millionen Tonnen groß ist. Das zukünftig gewaltig klaffende Loch zwischen Erdöl-Angebot und -nachfrage muss von alternativen Quellen gedeckt werden. Hier kommen Power-to-Liquid-Lösungen (PtL-Lösungen) wie von uns in Frage. Bei so wichtigen Themen wie Versorgungssicherheit sind staatliche sowie private Funding -Potentiale entsprechend groß. Taktischere Krisen wie etwa Engpässe der Pflanzen- und Erdölversorgung, verursacht durch den russischen Angriff auf die Ukraine, geben lokalen PtL-Lösungen auch kurzfristig Bedeutung, noch weit vor den Jahr 2050 Szenarien der Klimakatastrophe. Durch die Erhöhung des Leitzinses zwischen 2022 und 2024 ist es für Start-ups, als alternative Anlageklasse, schwieriger geworden Kapital einzuwerben. Auch wir haben etwas Zeit für die Seed-Phase gebraucht. Das hat uns geholfen unternehmerisch zu denken, denn wir haben nach optionalen Funding-Methoden gesucht und diese im Umsatz gefunden, der sich 2023 auf €250.000 belief.

    Was war euer größtes Learning aus dieser Zeit?
    Alles braucht seine Zeit, insbesondere bei hochtechnologischen, nicht-software-basierten Start-ups. Es gibt immer einen Weg und es gibt immer zahlende Kunden, wenn man verkaufen kann.

    Welche vielleicht auch unerwarteten Entwicklungen oder Herausforderungen habt ihr in der Anfangsphase erlebt, und wie habt ihr als Team darauf reagiert?
    Unsere EXIST-Förderung läuft noch bis November 2024. Wir dachten anfänglich fest daran, bis zum Ende an der TU Hamburg zu bleiben und deren Ressourcen zu nutzen. Als das COLIPI-Projekt dann aber schneller gewachsen ist als angenommen und nicht mehr genügend Platz vorhanden war, hat man uns gebeten, umzuziehen. Wir wurden also in Sachen Raumsuche und Laboraufbau früher als gedacht in das kalte Wasser geworfen. Aber was hilft es? Wir haben als Team die Ärmel hochgerempelt, die neue Realität akzeptiert und sitzen seit Anfang des Jahres 2024 in eigenen Büros und Laboren. Das war eine große Teamleistung. Darauf sind wir sehr stolz.

    Worauf sollten Gründer:innen besonders achten, wenn sie jetzt ein Start-up gründen?
    Es gibt so viel, auf das geachtet werden muss und es ist so situationsabhängig. Vielleicht darf ich aber sagen, macht euch darauf gefasst, dass es harte Arbeit und ein Teil eures Lebens wird. Freude und Frust liegen dicht beieinander und es gibt wenig dazwischen. Alles lamentieren hilft nicht, ihr seid als Gründerinnen und Gründer für den Erfolg verantwortlich. Egal ob ein Zulieferer zu spät liefert oder jemand unerwartet kündigt oder ähnlich, das interessiert niemanden da draußen, das Einzige, was gesehen wird und was zählt ist der finanzielle Erfolg. Investoren müssen mit Start-ups mehr Geld machen als mit anderen Geldanlagen, damit das vergleichbar hohe Risiko gerechtfertigt ist.

    Wollt ihr unseren Leser:innen sonst noch etwas mitgeben?
    Genießt die Gründerzeit. Es wird die Zeit eures Lebens. Seid dankbar für jede Erfahrung, ob diese sich gut oder schlecht anfühlt, sie lässt euch allemal wachsen.

  • HTGF Blog Cultimate Foods

    HTGF Blog Cultimate Foods

    Cultimate Foods: Interview mit Eugenia Sagué über die Zukunft von Fleischalternativen

    Wir haben uns mit Eugenia Sagué, Mitgründerin und Geschäftsführerin von Cultimate Foods, zusammengesetzt, um mehr über das in Hannover und Berlin ansässige Foodtech-Start-up und die nächste Generation von Fleischalternativen zu erfahren. Eugenia gibt uns einen Einblick in die Idee hinter der Gründung, die Technologie ihrer Produkte und die Herausforderungen, die sie bei der Entwicklung und Skalierung meistern müssen.


    Wie kam es dazu, dass ihr Cultimate Foods gegründet habt?

    Eugenia Sagué: Aus unserer beruflichen Erfahrung wissen wir, dass es noch keine perfekte Lösung für Fleischalternativen gibt. Wir sind davon überzeugt, dass die Akzeptanz durch besser schmeckende Produkte deutlich beschleunigt wird. Wir können den Fleischgeschmack liefern, den sich Verbraucher:innen wünschen und gleichzeitig dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Massentierhaltung zu minimieren.

    Das Gründungsteam von Cultimate Foods

    Kannst du uns mehr über die Technologie hinter euren Produkten erzählen?

    Eugenia Sagué: Unser CultiFat ist eine kultivierte Zutat, die mit in Zellkultur gezüchteten tierischen Fettzellen (Schweine- und Rinderfettzellen) hergestellt wird. Es bietet ein natürliches Lipidprofil, das den Geschmack, die Textur und die Saftigkeit von pflanzlichen Fleischalternativen bereits in geringen Mengen verbessert. Dadurch werden unerwünschte Geschmacksnoten minimiert und Clean-Label-Formulierungen, d.h. Lebensmittelprodukte mit transparenten, kurzen und verständlichen Inhaltsstofflisten, unterstützt, indem Zusatzstoffe ersetzt und eine nahtlose Integration in bestehende Produktionsprozesse ermöglicht werden.

    Was für Herausforderungen gibt es bei der Entwicklung und Skalierung eurer Produkte?

    Eugenia Sagué: Die größten Herausforderungen beim Skalieren unserer Produkte sind die hohen Kosten für das Zellkulturmedium und die Gestaltung der Bioprozesse. Mehr als 30 % der Produktionskosten machen die Kulturmedien aus. Diese müssen lebensmitteltauglich, tierfreundlich und wirtschaftlich sein. Das bedeutet, dass ein Gleichgewicht zwischen den Kosten und den Bedürfnissen der Zellen gefunden werden muss.

    Unsicherheiten in Bezug auf Innovation, behördliche Genehmigungen und die Notwendigkeit von Partnerschaften mit spezialisierten Unternehmen stellen ein Risiko dar. Um diese Herausforderung zu meistern, ist es notwendig, mit Medienexperten zusammenzuarbeiten, sich auf maßgeschneiderte Medienformulierungen (angepasst an bestimmte Zelltypen) zu konzentrieren und nicht essenzielle Komponenten, die die Kosten in die Höhe treiben, zu eliminieren.

    Die Skalierung von 1-l- auf 10.000-l-Bioreaktoren ist alles andere als einfach. Sollte das nicht funktionieren, könnten wir auch eine „Scale-out“-Strategie mit kleineren Bioreaktoren fahren und dabei die Zellmetriken für mehr Effizienz beibehalten. Und um diese Herausforderungen zu meistern, brauchen wir Pilotvalidierungen und müssen auch Fortschritte in der Zelltechnologie nutzen.

    Wie siehst du die Zukunft der Fleischalternativen?

    Eugenia Sagué: Ich glaube, dass in naher Zukunft vor allem hybride Produkte den Markt dominieren werden, da sie mit authentischem Geschmack punkten. Pflanzliche Produkte werden mit kultiviertem tierischem Fett als Geschmacksträger veredelt. Und die von uns entwickelte Zutat auf Basis von kultiviertem Fett könnte eine zentrale Rolle in diesen neuen Produkten spielen.

    Welchen Ratschlag würdest du Gründer:innen geben, die in der Lebensmitteltechnologiebranche durchstarten wollen?

    Eugenia Sagué: Folgt eurer Leidenschaft, das ist mein wichtigster Tipp!