
KI gegen Papierkram – Interview mit Mike McCarthy, Co-Founder von cloudsquid
Story
Im vergangenen November gab cloudsquid den Abschluss seiner Pre-Seed-Finanzierungsrunde unter der Leitung des HTGF bekannt. Das Startup hat es auf Papierkram abgesehen und setzt KI-Agenten ein, um Teams bei der Automatisierung dokumentenlastiger Arbeitsabläufe zu unterstützen. Erste Kunden transformieren kritische Arbeitsabläufe in den Bereichen Buchhaltung, Versicherungsansprüche und Lieferkettenbetrieb. Wir haben uns mit dem Gründer Mike zusammengesetzt, um über das vielfältige Team, seine Motivation, die gewonnenen Erkenntnisse und die nächsten Schritte für das Unternehmen zu sprechen.

Euer Team hat unterschiedliche Hintergründe – was ist eure gemeinsame Motivation und wie ergänzt Ihr euch?
Unsere Vielfalt ist unsere Stärke. Ich bin aus den USA nach Berlin gezogen, Filip aus Polen und Sang aus Südkorea. Wir vereinen die Perspektiven der Millennials und der Generation Z. Diese Mischung hilft uns, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln anzugehen und anders zu denken. Ich denke, unser gemeinsamer Wert ist Leidenschaft und Intensität. Wir haben großes Glück, dass wir die Möglichkeit haben, in einer so aufregenden Zeit der Technologie zusammenzukommen und dieses Unternehmen aufzubauen. Wir alle haben die Herausforderungen der Anpassung erlebt und die für das Unternehmertum unerlässliche Stärke und Flexibilität entwickelt.
Ihr habt euer Produkt kürzlich gelauncht. Was war der größte „Aha-Moment“ auf dem Weg dorthin?
Unsere größte Erkenntnis betraf die Einführung von KI in Unternehmen. Trotz des Hypes nutzen die meisten traditionellen und Enterprise-Unternehmen generative KI nur oberflächlich. Viele Anbieter zwingen Unternehmen neue Systeme auf, die nicht bereit für schnelle Veränderungen sind. Unser Ansatz, Dokumenten-Workflows zwischen bestehenden Systemen zu lösen und Unternehmen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, vertraute Prozesse und Tools beizubehalten, bietet einen realistischeren Weg zur Einführung. Durch diese Systemlücken geht enorme Effizienz verloren, was die perfekte Gelegenheit für KI-Workflows schafft, die vorher aufgrund der enormen Gewinne an Argumentations- und Intelligenzfähigkeiten nicht möglich waren.
Wonach sucht ihr aktuell? Wie kann das HTGF-Netzwerk euch unterstützen?
Nachdem wir selektiv mit frühen Partnern zusammengearbeitet haben, sind wir bereit für die Skalierung. Wir würden gerne mit Unternehmen im Netzwerk sprechen, die bereit sind, diese Probleme anzugehen. Wir zielen auf mühsame Dokumenten-Workflows ab, die vor LLM nicht zu lösen waren. Zum Beispiel das Extrahieren von Daten aus 150-seitigen PDFs mit unzähligen Einzelposten in Kreditorenbuchhaltungsprozessen, bei denen jeder Kunde unterschiedliche Vorlagen verwendet. Diese mühsame Querverweisarbeit kostet Unternehmen Millionen und kein Mensch will sie machen. Genau diese Arbeitsabläufe wollen wir in Angriff nehmen.
Welche Hürden musstet ihr beim Aufbau von Cloudsquid überwinden, die ihr nicht erwartet hattet?
Der Aufbau auf sich schnell entwickelnden KI-Modellen erfordert eine ständige Neubewertung. Man muss sich immer wieder fragen, was möglich ist, und bereit sein, über Nacht umzuschwenken. Das treibt uns an, für die Zukunft zu bauen und anders zu denken. Es stellt auch die konventionelle Weisheit über die kundenorientierte Entwicklung von Funktionen in Frage. Kundenfeedback ist zwar wichtig, aber die Kunden verstehen die KI-Fähigkeiten heute nicht vollständig, geschweige denn in sechs Monaten. Wir müssen uns diese Zukunft für sie vorstellen.
In der Pre-Seed-Phase ist jede Entscheidung wichtig. Welcher eurer ersten Schritte hat sich als der wertvollste erwiesen?
Unsere Reise beinhaltete einen großen Pivot und mehrere kleinere, um unseren Fokus zu verfeinern. Pre-Seed erfordert eine experimentelle Denkweise, das Testen von Ideen und das Sammeln von Marktfeedback. Der schlimmste Fehler ist es, sich auf eine Idee festzulegen, von der man selbst oder der Markt nicht überzeugt ist. Wenn man das richtige Problem gefunden hat, erhalten Kundeninteraktionen eine andere Dynamik.
Wie kam es zu eurem Pivot?
Wir folgten dem üblichen Rat, eine Idee vorab zu verkaufen und nur einen Monat nach der Gründung ein kostenpflichtiges MVP zu erstellen. Wir haben vier Monate lang an diesem Projekt gearbeitet, bevor wir merkten, dass es nicht der richtige Weg für uns war. Für uns war das kontraproduktiv, weil es unsere Flexibilität einschränkte, unseren Instinkten und dem Feedback des Marktes zu folgen. Wir waren an die Erfüllung eines bezahlten Vertrags gebunden. Wir haben unsere Verpflichtung erfüllt, aber schnell die Richtung geändert. Diese Erfahrung hat uns wertvolle Lektionen über die Entwicklung von KI-First-Produkten gelehrt.
Was ist euer bester Tipp für Gründer, die sich derzeit in der Pre-Seed-Phase befinden?
Seid leidenschaftlich und überzeugt, aber schaltet euer Ego aus, wenn ihr falsch liegt. Anpassungsfähigkeit wird in dieser chaotischen Technologielandschaft über den Erfolg entscheiden. Verliebt euch in das Problem, nicht in eure Lösung.
Vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke!
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