„Eine neue Option für schwer behandelbare Krebsarten schaffen“ – Interview mit Dominik Schumacher, CEO und Co-Founder von Tubulis 

Story

Tubulis hat mit seiner jüngsten Series-C-Finanzierung und den ersten klinischen Daten zu einem neuartigen Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) gegen Eierstockkrebs gleich zwei entscheidende Meilensteine erreicht. Im Gespräch erklärt CEO und Co-Founder Dominik Schumacher, wie das Unternehmen die Grenzen bisheriger ADC-Ansätze überwindet, warum strategische Partnerschaften wichtig sind und welche Vision Tubulis für die Zukunft der Krebsbehandlung verfolgt. 

Dominik Schumacher, CEO und Co-Founder von Tubulis (Bild: Tubulis)

Herzlichen Glückwunsch zur Series C-Finanzierung! Was war der Schlüssel zum Erfolg in diesem Prozess, und wie wollt ihr die neuen Mittel einsetzen? 

Natürlich haben die starken präklinischen Daten sowie die ersten positiven klinischen Ergebnisse eine starke Basis gebildet, die unseren differenzierten ADC-Ansatz validieren und dessen breites Potenzial in verschiedenen Krebserkrankungs-Settings unterstreichen.  

Mit der Finanzierung werden wir die weitere klinische Entwicklung unsers Hauptkandidaten TUB-040 beschleunigen und auch unsere restliche firmeneigene Pipeline weiter ausbauen, Hierzu gehört neben TUB-040 auch unser zweiter klinischer Kandidat TUB-030 sowie mehrere präklinische Programme. Zudem werden wir auch weitere Innovationen in allen Bereichen der ADC-Entwicklung auf der Grundlage unserer firmeneigenen Plattformtechnologien vorantreiben. Unser übergeordnetes Ziel ist es, ADCs in neuartige Therapie-Anwendungen zu integrieren und sie zu einer Standardbehandlung im Bereich Onkologie zu machen, auch in frühen Behandlungslinien. 

Die Finanzierung war nur ein wichtiger Meilenstein im Oktober: Tubulis hat auch erste klinische Daten veröffentlicht, die eine vielversprechende Wirksamkeit und gute Verträglichkeit bei Patientinnen mit Eierstockkrebs zeigen. Was bedeuten diese Ergebnisse für dich und das Team – und wie ordnest du diesen Erfolg ein? 

Die Daten validieren unseren Ansatz und sind der erste klinische Beleg, dass wir mit unserer neuartigen Technologie bisherige Toxizitäts-bedingte Limitierungen für ADCs überwinden können. Besonders das breite therapeutische Fenster und das gute Nebenwirkungsprofil sollten Ärztinnen und Ärzten eine Flexibilität in der langfristigen Behandlung ermöglichen, die momentan so nicht gegeben ist. Insgesamt zeigen diese ersten Ergebnisse, dass wir auf dem richtigen Weg sind und hiermit Patientinnen mit dieser schwer behandelbaren Krebsart möglicherweise eine neue Behandlungsoption bieten könnten.  

Kannst du in wenigen Sätzen erklären, was eure Technologie besonders macht – und warum sie für Patientinnen und Patienten einen echten Unterschied bedeuten könnte? 

Bei unserer firmeneigenen Tubutecan-Technologie kombinieren wir unser einzigartiges P5-Konjugationssystem mit einem sehr potenten zytotoxischen Wirkstoff (einem sog. Exatecan) Hierdurch können wir stabile, hochgradig zielgerichtete ADCs entwickeln, die für die Abgabe der Chemotherapie Exatecan an die Krebszellen optimiert sind und gleichzeitig eine unspezifische systemische Toxizität minimieren. Die hieraus resultierenden ADC-Kandidaten sollen die wesentlichen Einschränkungen von ADCs der früheren Generationen überwinden, wie z. B. unspezifische systemische Toxizität oder ein enges therapeutisches Fenster. Zudem können wir durch die einzigartige Chemie neuartige Antikörper-Wirkstoff-Kombinationen generieren und so potenziell neue therapeutische Möglichkeiten bereitstellen. 

Wie ist es euch im aktuell schwierigen Marktumfeld gelungen, Investoren zu überzeugen – und welche Rolle spielt dabei ein Frühphaseninvestor wie der HTGF? 

Frühphaseninvestoren sind auf jeden Fall sehr wichtig und in Deutschland gibt es hier zum Glück ein starkes Ökosystem, insbesondere für junge Ausgründungen auf ihren ersten Schritten. Zudem haben wir schon frühzeitig angefangen, laufend mit (potenziellen) Investoren zu sprechen und im Feld sichtbar zu sein. Natürlich haben auch unsere starken Daten dazu beigetragen, Investoren zu überzeugen. Wichtig ist aber auch, dass man sich frühzeitig strategisch gut aufstellt und einen klar differenzierten Businessplan auf die Beine stellt.  

ADC-Therapien sind ein stark wachsendes Feld. Wie wichtig sind Kooperationen mit anderen Unternehmen oder Forschungspartnern für euren Erfolg? 

Wir glauben, dass Synergien dazu beitragen können, innovative Ideen schneller zu den Patienten zu bringen. Daher haben wir neben unserer unternehmenseigenen Pipeline auch verpartnerte Programme, unter anderem mit Gilead und BMS, von denen eines auch bereits in die klinische Phase fortgeschritten ist. Wir werden daher auch weiterhin die Möglichkeit zusätzlicher strategischer Partnerschaften evaluieren, um den Einsatzbereich und Wirkungsumfang unserer Technologieplattformen zu maximieren.  

Ihr habt Tubulis aus der akademischen Forschung heraus gegründet und zu einem klinischen Unternehmen aufgebaut. Wie schafft ihr es, euer Team auf diesem anspruchsvollen Weg zu motivieren und eine gemeinsame Vision zu leben? 

Ein gutes Team ist für den Erfolg essenziell. Ich bin jeden Tag aufs Neue begeistert, mit so einem engagierten, exzellenten und starken Team zu arbeiten. Wir sind sehr stolz auf unsere herausragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne die der Weg bis hierher nicht möglich gewesen wäre. Uns vereint das gemeinsame Ziel, mit unseren differenzierten ADC-Ansätzen einen wirklichen Mehrwert für Patientinnen und Patienten zu schaffen. Das ist eine große treibende Kraft für uns alle. Dass wir in unseren ersten klinischen Ergebnissen sehen, dass wir hier auf einem guten Weg sind, gibt uns natürlich extra Motivation für die nächsten Schritte. 

Welche Fähigkeiten braucht man als Wissenschaftler, um erfolgreich Unternehmer zu werden – und was hast du persönlich auf dieser Reise gelernt? 

Durchhaltevermögen sowie vor allem die Fähigkeit, sich von Misserfolgen nicht entmutigen zu lassen, sondern diese als Chance ansehen, aus ihnen zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen. Man sollte sich selbst immer hinterfragen und bereit sein, sich zu verändern und Verantwortung abzugeben – am Ende muss man genauso schnell wachsen und sich verändern wie das Unternehmen selbst. Zudem ist es wichtig, sich von Anfang Gedanken über die langfristige Strategie und übergreifenden Ziele zu machen.  

Welche Rahmenbedingungen hierzulande haben euch geholfen – und wo siehst du noch Verbesserungspotenzial für junge Biotech-Unternehmen? 

Insbesondere die sehr frühe Förderung in der Ausgründungsphase ist in Deutschland sehr gut, hier haben uns beispielsweise Institutionen wie das UnternehmerTUM sowie Auszeichnungen wie der m4 Award und der Leibniz-Gründungspreis sehr unterstützt. Auch Frühphasenfonds wie der HTGF waren essenziell für unsere Entwicklung, insbesondere in den ersten Jahren. Bis zum Erreichen der ersten größeren Validierungs-Meilensteine sehen wir in Deutschland allerding noch eine gewisse Finanzierungslücke. Zudem denke ich, dass eine frühe Förderung des Entrepreneurship-Denkens bereits in der Uni oder sogar schon in der Schule eine gute Sache wäre.  

Wenn du fünf Jahre in die Zukunft blickst: Wo siehst du Tubulis – und was wünschst du dir, was bis dahin erreicht ist? 

Unsere Ziele sind zum einen der erfolgreiche Abschluss der beiden Phase-1/2-Studien mit unseren Hauptkandidaten TUB-030 und TUB-040 mit einem soliden klinischen Wirksamkeitsnachweis. Zum anderen wollen wir unsere Pipeline erweitern, indem wir unsere zusätzlichen ADC-Programme in die klinische Phase vorantreiben. Weiterhin möchten wir unsere globale Präsenz und operative Flexibilität durch den fortlaufenden Ausbau unserer Unternehmensinfrastruktur stärken. Hierbei spielen unsere neu gegründeten Tochtergesellschaften in den USA (Cambridge, Massachusetts) und der Schweiz (Lausanne) eine wichtige Rolle. Generell möchten wir uns fest als globaler Innovationsführer im Bereich ADC-Therapien etablieren. Hierfür werden wir weiterhin kontinuierlich unser Portfolio an unternehmenseigenen Zielstrukturen, Payloads und Konjugationstechnologien ausbauen. Unser langfristiges Ziel ist klar: Wir möchten Krebspatientinnen und -patienten neue Behandlungsoptionen mit echtem Mehrwert liefern. 

Vielen Dank für deine Zeit und deine Erkenntnisse! 

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