Innovationen, Investments, Impact: Das HTGF Biotech-Jahr 2024 im Rückblick
Story
Um einen Rückblick auf ein besonderes Biotech-Jahr zu werfen, haben wir uns mit den Investment-Professionals Dr. Laura Pedroza, Dr. Frank Hensel und Dr. Angelika Vlachou aus unserem Life Sciences-Team zusammengesetzt. 2024 war ein Jahr der großen Finanzierungsrunden und einem Milliarden-Exit im HTGF-Portfolio. Gleichzeitig bleibt die sinkende Investitionsbereitschaft in frühen Phasen eine Herausforderung. Doch auch auf politischer und struktureller Ebene gab es wichtige Entwicklungen: Dr. Angelika Vlachou ordnet zentrale Förderinitiativen ein, die den Innovationsstandort Deutschland stärken und zukunftsweisende Technologien wie Gen- und Zelltherapien vorantreiben sollen.
Welche Entwicklungen prägten den Biotech-Sektor in Deutschland und Europa im Jahr 2024?
Dr. Frank Hensel: 2024 war ein starkes Jahr für den Biotech-Sektor. Wir haben einige bedeutende Finanzierungsrunden gesehen, darunter Catalym und ITM. Und diese Entwicklung spiegelt sich auch in unserem HTGF-Portfolio wider. Insgesamt wurden mehr als 800 Millionen Euro an Anschlussfinanzierungen in Life-Sciences-Startups gesichert, insbesondere durch große Runden wie bei Tubulis, Alentis oder SciRhom. Ein absolutes Rekordjahr.
Ein wichtiger Faktor für diesen Erfolg war auch das erfolgreiche Fundraising großer Life-Science-Fonds. Unsere frühen Investitionen in innovative Wissenschaft und starke Gründerteams zahlen sich nun aus. Das gesamte Biotech-Ökosystem wird reifer, und immer mehr Unternehmen mit soliden Pipelines erreichen klinische Entwicklungsphasen. Dadurch werden sie auch für europäische und amerikanische Fonds zunehmend interessant.
Während Anschlussfinanzierungen früher eine große Herausforderung waren, sehen wir heute eine echte Chance, europäische Champions aufzubauen. Dies unterstützen wir auch mit dem im letzten Jahr gestarteten Wachstumsfonds, dem HTGF Opportunity, mit welchem wir die positiven Entwicklungen der späteren Runden auch finanziell bei ausgewählten Portfoliounternehmen unterstützen wollen.
Dr. Laura Pedroza: Gleichzeitig beobachten wir eine gegenläufige Entwicklung: Immer mehr Fonds ziehen sich aus frühen Finanzierungsphasen zurück, was die Pre-Seed- und Seed-Finanzierung anspruchsvoller macht. Besonders Runden im hohen einstelligen Millionenbereich, die die Entwicklung signifikant „derisken“, sind schwieriger geworden.
Da gerade diese Unternehmen die Champions von morgen sind, ist die Finanzierung in der frühen Phase durch den HTGF eine solide Basis für den ganzen Markt. In 2024 waren wir an rund der Hälfte aller Seed-Finanzierungsrunden in Deutschland beteiligt!
Wichtige Initiativen aus Deutschland – Eine Einordnung von Dr. Angelika Vlachou
Biotechnologie ist eine der Zukunftstechnologien, die eine zentrale Rolle in Deutschland spielt. Dr. Angelika Vlachou, Partnerin beim HTGF, gibt einen Überblick über zentrale Initiativen, die den Fortschritt in Bereichen wie Gen- und Zelltherapie sowie die Unterstützung von Startups vorantreiben – von GoBio bis hin zu weiteren bedeutenden Initiativen im Bereich Gen- und Zelltherapien.
Fast doppelt so viel Finanzmittel konnte die deutsche Biotech-Branche in 2024 im Vergleich zum Vorjahr einwerben. Das Jahr 2024 war besonders: Im VC-Bereich geprägt durch wenige, einzelne Finanzierungsrunden, die außerordentlich hoch waren, während die Anzahl der Finanzierungsrunden – insbesondere in der frühen Phase vor Serie A – rückläufig war und deren Zustandekommen zunehmend herausfordernd. Das spiegelt sich auch in unserem Portfolio wider.
Neben großartigen Innovationen und Investorengeld braucht es Gründungswillige, professionellen Techtransfer und vor allem erfahrene Manager, um erfolgreiche Unternehmen zu bauen. Diese Faktoren sind zusammenzubringen und zu vernetzen, um exzellente Wissenschaft in die Kommerzialisierung zu führen. Wir haben eine großartige Forschung in Deutschland – doch um daraus mehr erfolgreiche Gründungen auf den Weg zu bringen, gibt es noch Potenzial nach oben. Gezielter Technologietransfer und Translation in einer vorausschauenden Strategie legen den Grundstein für späteren Markterfolg.
Deutschland zeichnet viele einzelne Biotech-Cluster aus. Diese besser zu vernetzen und daraus einen schlagkräftigen europäischen Hub, ein dynamisches Start-up Ökosystem zu formen, ist eine zentrale Aufgabe. Die Neuauflage von Go-Bio ist sehr erfreulich, um den Transfer von Forschungsideen aus der lebenswissenschaftlichen Grundlagenforschung in die Anwendung zu unterstützen. Seit letztem Jahr gibt es mit Genenovate das erste deutschlandweite Entrepreneurship-Programm, um Wissenschaftler auf dem Gebiet der Gen- und Zelltherapien gezielt auf ihre Rolle als Unternehmern vorzubereiten. Davon brauchen wir mehr!
Welche langfristigen Trends und Entwicklungen haben sich herauskristallisiert?
Dr. Frank Hensel: Ein weiterhin starker Trend sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs). Bereits mit Emergence konnten wir einen erfolgreichen Exit verzeichnen, und mit Tubulis sowie Alentis haben wir bedeutende Player im Portfolio.
Ein weiteres zentrales Thema in 2024 war die Immunologie. Unsere frühe Investition in SciRhom aus dem Jahr 2016 zahlt sich aus: Das Unternehmen hat nun die finanziellen Mittel, um die Wirksamkeit in der klinischen Phase zu zeigen. Hier zeigt sich ganz klar der strategische Wert eines diversifizierten Portfolios – sowohl in Bezug auf Indikationen als auch Modalitäten.
Dr. Laura Pedroza: Zudem sehen wir ein enormes Interesse an KI-gestützten Lösungen. Besonders hervorzuheben ist die Aignostics-Finanzierungsrunde, ein Leuchtturmprojekt im Bereich KI-gestützter digitaler Pathologie mit Wurzeln an der Charité. KI wird sich zunehmend als wertvolles Tool in Biotech-Unternehmen etablieren und neue Möglichkeiten in Hinblick auf den Targetspace und die Assets eröffnen.
Blicken wir auf das HTGF-Portfolio. Wir haben 2024 Jahr einen Milliarden-Exit gesehen, aber auch viel Neugeschäft. Was hat dieses Jahr so besonders gemacht?
Dr. Frank Hensel: Neben den großen Finanzierungsrunden war der Exit von Cardior natürlich ein ganz besonderes Highlight für uns. Ein zweites Unicorn im Life-Sciences-Bereich macht uns stolz und ist Testament für die Stärke der deutschen Forschungslandschaft sowie die Qualität unserer exzellenten Gründerteams.
Dr. Laura Pedroza: Im Neugeschäft haben wir in Unternehmen wie Umlaut, TQ, Refoxy, TecRegen und SRTD investiert. Dabei setzen wir gezielt auf neue Modalitäten und Biologie mit hohem Risiko, aber eben auch hohem Potenzial.
Wie hat sich die Zusammenarbeit innerhalb der Biotech-Community weiterentwickelt?
Dr. Laura Pedroza: Eine enge Vernetzung ist essenziell. Der HTGF und seine Konsortium-Partner in der Frühphase haben es geschafft, nicht nur große europäische, sondern auch amerikanische Fonds einzubinden. Wir beobachten zudem immer mehr pan-europäische Teams, die die Biotech-Community weiter zusammenwachsen lassen.
Welche Tipps würdet ihr angehenden Biotech-Gründerinnen und -Gründern mit auf den Weg geben?
Dr. Frank Hensel: Für angehende Gründerteams ist der frühe Austausch mit relevanten Akteuren wie Pharmaunternehmen und VC-Investoren entscheidend. Wir setzen bereits in der Pre-Seed-Phase an, indem wir mit Technologietransferstellen, Universitäten und Forschungsinstituten zusammenarbeiten. Wir wollen die Teams schon vor der eigentlichen Gründung optimal vorbereiten. Unsere Botschaft: Der HTGF bleibt weiterhin nah and der starken Forschung in Deutschland und unterstützt die Translation in innovative Startups.
Du willst
mehr erfahren?

Dr. Laura Pedroza Senior Investment Managerin
Dr. Laura PedrozaSenior Investment Managerin
Ich bin Ansprechpartner
für alle Pressefragen:
Tobias Jacob
Weitere Stories

Mit Leichtigkeit und Wertschätzung: Wie radikale Freundlichkeit Startups stärkt – Nora Blum im Gespräch
